- Krieger und Troubadur, die Kulturen von Sechin und Caral
- Miraflores, die Gartenstadt Limas
- Lima, Kolonialarchitektur und monumentale Plätze
- Die Prinzessin von Huaca China
- Das Kalendarium der Nasca
- Auf der PanAmericana durch Peru
Ein Stadtbummel durch Lima am Sonntag ist ein besonderer Genuss! Die peruanische Hauptstadt kommt ohne das alltägliche Verkehrschaos mit dem damit verbundenen Lärm einher und die peruanischen Familien bevölkern nach der Kirche die Plätze und der Stadt. In der Fußgängerzone ist nicht so viel Betrieb wie unter der Woche, aber viele der Geschäfte haben zumindest vormittags geöffnet, so dass wir auch in den einen oder anderen Laden spitzen können.
Stadtbummel durch Lima bei Regen?
Vom Dach tropft der Regen gleichmäßig auf die Markise und in unserem Bett ist es kuschlig und gemütlich. Schon aufstehen? Eigentlich wollen wir in die Altstadt von Lima, also schälen wir uns aus den Federn und genießen das Frühstück auf der echt kühlen Terrasse mit Mütze und Daunenjacke.
Dank BEAT steht unser Chauffeur pünktlich vor dem Atemporal und bringt uns für 12 Soles zum Platz von San Martin. Hier hängen recht sonderliche Gestalten herum, aber auch graue Herren und grau-blonde Damen aus Übersee sind vertreten – ein echt buntes Menschengemisch. Eine Gruppe steht mit Plakaten am Denkmal in der Mitte des Platzes und der Gewerkschaftler versucht mit seinen Parolen eine Gruppe von Männern anzufeuern, die sich dafür aber nicht sonderlich interessieren. Erst Woche später in Puno werden wir verstehen, um was es hier eigentlich geht.
Das Denkmal entpuppt sich als eine Reiterstatue von General José de San Martin, der auf hohem Ross den Platz siegreich überblickt. Grandiose Paläste, wie das Hotel Bolivar im Jugendstil Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erbaut, umgeben uns und wir spazieren durch die charmante Fußgängerzone in der Jiron de la Union bis zum Plaza Mayor.
Zwischenstation machen wir in einem Schuhgeschäft, dessen Schaufenster überbordet mit hübschen Schühchen für Mädchen – Lack mit Schleifchen – einfach niedlich!
Sündenpredigt und Evangelium
Die Iglesia de Merced ist zwar berühmt, aber nicht besonders ansprechend und die Sonntagspredigt kaum auszuhalten. Mit erhobener Stimme und drohendem Zeigefinger wird der dürftigen Zuhörerschaft wohl Himmel und Hölle nahegebracht.
Am Plaza Mayor stehen überall Polizisten, gepanzerte Fahrzeuge und der Platz selbst ist gesperrt. Porque? Wegen dem Besuch im Regierungspalast ist die Antwort einer reizenden Polizistin.
Also gehen wir zuerst zur Kathedrale, in der auch noch Sonntagsgottesdienst ist. Hola, hier ist es aber Knacke voll und viele der Gläubigen stehen noch hinter den Sitzplätzen. Die Predigt klingt ruhig und erhaben, die Gesänge feierlich. Die Altäre sind mit beeindruckenden, nicht unbedingt schönen Heiligen und lebensechten Jesusfiguren bestückt. Der Hochaltar wirkt prächtig und leuchtet golden.
Doch auch hier herrscht ein Kommen und Gehen, eine Unruhe, die wir so nicht kennen bei einem Gotttesdienst-Besuch. Vor der Kirche ertönt im Kontrast zu den christlichen Chorälen Marschmusik – das Schauspiel der Wachablösung mit Militärkapelle am Regierungspalast hat hinter einem hohen Gitter begonnen. Hunderte von Menschen bestaunen das Spektakel von der erhöhten Treppe der Kathedrale aus.
Kultur kann man auch im Sitzen erfahren
Wie strolchen weiter durch die Straßen und landen in der uralten Bar Cordano. Hier hat sich scheinbar seit hundert Jahren nichts verändert, doch ihr morbider Charme lädt trotzdem zum Verweilen ein. Ein Cerveza, una Copa vino blanco y dos decenta con pollo – klar, Pollo muss sein in Peru! Außer Lomo Saltado ist das DAS Leibgericht der Peruaner – in jeder Form!
Wohlgenährt ziehen wir weiter zum Kloster San Francisco. Am Eingang des eingezäunten Vorplatzes verkaufen Frauen Wachteleier und Churros – alles nichts für unsere europäischen Mägen. Die Leute stehen auf den Stufen zur verschlossenen Kirche, die Kinder jagen die vielen Tauben und zwischendrin verkaufen indigene Frauen Bonbons und Luftballons. Ein fröhliches, sonntägliches Treiben herrscht hier.
Schon einmal hier, Kultur muss sein und so erstehen wir zwei Tickets für die Klosterbesichtigung. Tja, diese Idee hatten wohl viele, viele andere außer uns auch noch. Die englische Führung ist erst in einer halben Stunde, also machen wir‘s spanisch. Mindestens dreißig Menschen drängen sich mit uns in den ersten Raum, die kleine Führerin fistelt spanisch vor sich hin. Die Führung geht im Schnelldurchgang ins Refektorium, die Katakomben (langweilig aufgereihte Knochen im dunklen Keller), und die Bibliothek. Wer hier eine Stauballergie hat – ist aufgeschmissen! Bald sind wir wieder auf dem Vorplatz ohne die Kirche tatsächlich betreten zu haben.
Ausflug in den Park
Jetzt noch zum Parque de La Muralla. Hallo, hier ist was los! Die alten Mauern sind Nebensache. Riesige Pferde, Stiere und sonstiges Getier als Großplastik begeistern die Familien. Die Kinder werden auf die Tiere gehievt und Mama, Papa, Oma und Opa posieren für das Selfie davor. Von unten erschallt laute DJ-Musik über den ganzen Platz und selbst die kleinsten schwingen die Hüften im Takt der Musik. Hier ist Familien-Sonntags-Ausflugsstimmung hoch drei!
Lustig, den ausgelassenen, fröhlichen Menschen zuzusehen. Doch irgendwann sehnen wir uns nach Ruhe. Ein BEAT Taxi und schon sind wir wieder in unserem zeitlosen Atemporal – feine Sache!
Kaffee und Tee in den dicken Sesseln der Bibliothek in der Belle Etage, der Koch bringt frisch gebackene, noch ofenwarme Plätzchen – oh, wie gemütlich!
Abendessen? Sonntags ganz schlecht! Wie in der Schweiz hat hier alles geschlossen, bis auf das „La Carretta“ – aber das ist teuer, hat langweiliges Essen und schlechten Service! Wieder „daheim“ machen wir es uns gemütlich, wenn unser Rotwein heute auch echt fies schmeckt – peruanischer Wein ist auch nicht immer gleich!