- Arequipa, das weiße Rom Südamerikas
- Kondor über’m Colca Canyon
- Cusco, das Zentrum der Welt
- Machu Picchu – Tempel im Nebelwald
Cusco, das Zentrum der Welt der Inka, liegt auf 3.400m Höhe mitten in den östlichen Kordilleren der Anden im Herzen von Peru. Hier gibt es viel zu entdecken: Aus der Zeit der Inka vor mehr als 500 Jahren und aus der Kolonialzeit der spanischen Eroberer, die prächtige Paläste und mächtige Klöster hinterlassen haben. Lassen Sie sich treiben und entdecken Sie die Vergangenheit hinter der touristischen Fassade der Shops und den marktschreierischen Anpreisungen der Kneipen.
Inti Raymi, das Fest der Wintersonnenwende
In feierlicher Prozession wurde der neunte Inka Pachacutec (Quechua: Veränderer der Welt 1438-71) auf seiner goldenen Sänfte durch die Gassen von Cusco getragen. Voraus gingen Standartenträger, um die Gasse für den Mächtigen freizumachen. Die langgezogenen Töne aus den Muschelhörnern kündigten Jedermann an, dass der Herrscher hinauf zum Berg Sacsayhuaman zog, um zusammen mit dem Hohepriester das Fest der Wintersonnenwende Inti Raymi zu begehen.
Nach einer sternklaren und kalten Juninacht war die Sonne erst vor kurzem hinter den Spitzen der östlichen Berge aufgegangen und verlieh dem langen Zug im tiefen Schatten der Häuser einen seltsam mystischen Glanz, wenn hier und da goldglänzender Schmuck die ersten Strahlen reflektierte.
Langsam kamen die Träger ins Schwitzen und die Gefolgschaft der Frauen, Söhne und Töchter schnaufte in ihrer Festtagstracht die immer steiler werdende Straße zum Festplatz hinauf, der hoch über der Stadt zwischen dem heiligen Berg und dem Sonnentempel lag.
Die Wintersonnenwende Inti Raymi:
Sacsayhuaman, der Heilige Berg
Der Hofstaat nahm auf den Stufen der Pyramide am Heiligen Berg Aufstellung, von wo man mit der Sonne im Rücken die beste Sicht auf die ganze Prozession hatte.
Vor Urzeiten hatten die Gletscher die Felsen des Heiligen Berges rund geschliffen und ihnen den seidigen Ganz verliehen, der sie in der Morgensonne so einzigartig silbern schimmern lies.
Gegenüber, etwa einen Steinwurf entfernt, erhebt sich noch heute die dreifache, wie ein gewaltiger Blitz gezackte Mauer des Tempelbergs. Die Mauerkrone war von den gerüsteten Soldaten der Leibwache des Inka besetzt, von deren goldenen Schildern und Brustplaketten die Strahlen der Morgensonne wie leuchtende Blitze über den weiten Festplatz geschleudert wurden, auf dem gerade General Ollantaytambo mit den Truppen des östlichen Reiches vor dem Hohepriester und dem Inka paradierten.
Alle jubelten den schmucken Reihen begeistert zu – auch die Prinzessin, die Lieblingstochter des Inka, der der General verstohlen zuwinkt.
Bis der Inka den heiligen Monolog an die Sonne intoniert:
„Vater unser,
nimm uns auf an Deiner Seite.
Erhöre uns. Segne uns.
Führe uns auf dem rechten Pfad des Lebens.
Mächtiger Gott, Du bringst unser Dasein
zu einem Anfang und einem Ende.
Vergiss uns nicht,
wir sind in Deinen Händen.
Gewähre uns ein Leben
in Glück und in Frieden.“
Rückzug nach Ollantaytambo
Am Abend, nach all den Prozessionen und Paraden, feierte der Hofstaat und die aus allen vier Reichen herbeigeeilten Statthalter und Generäle im Palast des Inka noch bis in den Morgen. Die Prinzessin, die den General aus Ollantaytambo den ganzen Abend bedient und ihm dabei schöne Augen gemacht hatte, war jedoch wie vom Erdboden verschluckt.
Dem Inka war wohl das Techtelmechtel seiner Lieblingstochter nicht entgangen. Er war darüber ziemlich erbost, wollte doch die heilige Tradition der Inkas, dass sein Erstgeborener und Nachfolger einmal seine Schwester heiraten sollte, damit das Blut der Inka rein blieb. Kurzerhand bestellte er den verliebten General ein und wies in an, unverzüglich mit seinen Truppen abzurücken und sich die Prinzessin aus dem Kopf zu schlagen.
Enttäuscht zog dieser sofort aus Cusco, dem Mittelpunkt des Weltreiches ab und auf der Inkastraße vorbei an Pukapukara und dem gegenüber liegenden Quellheiligtum, über die östlichen Berge hinunter in das Tal des Urubamba und einen weiteren Tagesmarsch flussabwärts in seine Heimatstadt Ollantaytambo. Dort hatten die Ureinwohner schon vor Jahrhunderten den Occobamba, einen Nebenfluss des Urubamba, gestaut und terrassenförmig Felder angelegt, noch ehe die Inkas vom Titicacasee kommend in Cusco ihre Hauptstadt gegründet und die umliegenden Täler erobert hatten.
Die Inkas hatten diese Kulturen genauso übernommen, wie das Wasserheiligtum für die rituellen Bäder, das die Vorfahren über den Felsrinnen mit dem heiligen Wasser errichtet hatten.
Bitter enttäuscht von der Entscheidung Pachacutecs rief der General kurze Zeit nach seiner Rückkehr den Rat der Weisen Männer zusammen und unterbreitete ihnen seinen Plan, ein neues Ollantaytambo zu errichten, dessen Häuser denen im neuen Cusco gleichen sollten und dessen Sonnentempel den in der Hauptstadt an Magie übertreffen sollte. Alles zur Ehre des großen Inka und zum Schutz seines Reiches.
Besuch in Ollantaytambo
Tierstallungen und Colcas als Lagerhäuser gruppieren sich mit ihren fugenlosen Mauern um den Innenhof. Häufig wurde dann in den letzten Jahrhunderten ein erster Stock aus Adobeziegeln und Eukalyptusbalken aufgesetzt, der manchmal auch die oberen Räume mit einem Holzbalkon aus Zedernholz verbindet.
Das prächtigste aber, der große Sonnentempel wurde nie fertiggestellt. Vom Steinbruch an der gegenüberliegenden Talseite haben die Baumeister in den hundert Jahren bis zur Eroberung durch die Spanier, riesige Monolithen aus rosa Granit über eine gigantische Rampe auf den Bergsporn schleppen lassen, der wie ein Wächter über dem Tal des Urubamba trohnt.
Die gigantischen Steine der Zyklopenmauer wurden durch handspannenbreite, senkrechte Zwischenfriese aus kleineren Steinen voneinander getrennt und auf Fundamente aus waagrechten Platte gesetzt, um den Giganten bei Erdbeben genügend Bewegungsspielraum zu bieten.
Zur Wintersonnenwende beleuchtet die aufgehende Sonne noch heute genau diese Wand und kündigt das neue Jahr an.
Historischer Hintergrund
Etwa hundert Jahre später hat dann der letzte Inka den Tempel Sacsayhuaman als Festung gegen die Soldaten der Brüder Pizarro vergeblich verteidigt. Die Spanier haben den Tempel dann gnadenlos geplündert und die Festung geschliffen.
Auch Ollantaytambo sollte in die Geschichte der Inkas einer der Orte werden, an dem das letzte Kapitel der Geschichte dieses Weltreichs geschrieben wurde. Mancu Capac II., die von den Spaniern als letzter Inka eingesetzte Marionette, wagte 1536 den Aufstand gegen die barbarischen Besatzer. Er besetzte Sacsayhuaman und verteidigte diese mehrere Monate lang erfolgreich gegen die Spanier. Nachdem eine Befreiung von Cusco aber aussichtslos geworden war, weil der spanische General Almagro mit seinen Hilfstruppen aus Chile zurückkehrte, zog er sich nach Ollantaytambo zurück, das er noch jahrelang erfolgreich verteidigen konnte.
Doch davon ahnten der General und die Prinzessin noch nichts, war doch Amerika von Cristobal Columbus zu ihrer Zeit noch gar nicht entdeckt worden.