Mit dem Auto durch Nordthailand ist heute eine Traumreise, bei der die Abenteuer trotz sorgfältigiger Planung nicht zu kurz kommen. Wer sich darauf einlässt, muss als Individualreisender nicht unbedingt mit dem Matratzenlager der Backpacker Vorlieb nehmen, sondern findet individuelle Lodges, weit angenehmer als die Hotels der Pauschaltouristen.
Eins vorweg: Man kann die Tour in einer Woche „machen“ wie die Reisekataloge versprechen, aber bei zehn Tagen haben Sie auch noch Zeit was zu erleben!
Der Anreisetag
Wir landeten aus Kambodscha kommend in Chiang Rai, dem idealen Ausgangspunkt um das „Goldene Dreieck“ zu erkunden.
Leider wird unser Leihwagen erst am nächsten Morgen geliefert, so dass wir spät wegkommen. Das sollten Sie anders organisieren, denn allein die Umstellung des eingebauten Navi von Thailändischer Schrift auf English dauerte mit der damit unerfahrenen Managerin mehr als eine Stunde.
Da wir auf unbefestigten Straßen unterwegs sein werden, lassen wir uns zeigen, wie man bei dem SUV ein Rad wechselt. „Das wollte bisher noch niemand wissen“ entgenet uns die leicht entnervte „Managerin“ auf englisch. Betont freundlich lächelnd, wie ich das in vielen Jahren Asien gelernt habe, erwidere ich: „Es gibt immer ein erstes Mal.“
Rätselraten! Das Rad hängt hinten unterm Wagenboden, aber in der Bedienungsanleitung steht zwar alles über das Radio, aber nichts übers Reserverad! Erst ein Anruf bei der Servicestation bringt Erleuchtung: In der Verkleidung der Stoßstange muss man eine Abdeckung entfernen, um das Reserverad mit dem Wagenheber abzulassen. Gut dass wir gefragt haben!
Ins Goldene Dreieck
Unsere erste Station ist der „Golden Triangle Park“ am Zusammenfluss von Ruak und Mekong. Über den Besuch des Opiummuseums und unsere „Träume im Goldenen Dreieck“ habe ich ausführlich geschrieben.
Die Fahrt zum Doi Tung Garten und ins Arboretum an der Grenze zu Burma lässt genug Zeit, um über das Erlebte und die unrühmliche Rolle der europäischen Kolonialmächte nachzudenken.
Auf der schmalen Bergstraße zurück nach Chiang Rai gibt es immer wieder Gelegenheit, mit den Hilltribes in Berührung zu kommen. Auf einem Rastplatz unterwegs wird ein Wochenmarkt abgehalten, im Gebiet der Teeplantagen sind während der Saison die Verkaufsstände geöffnet. Leider sind wir für das Museumsdorf wegen der langwierigen Autoübergabe zu spät dran, aber wir brauchen ja auch noch Ziele für ein anderes Mal!
Von Chiang Rai nach Chiang Dao
Eine der großen Sensation auf unserer Rundfahrt ist „Der schneeweiße Tempel“ Wat Rong Khun südlich von Chiang Rai. Nehmen Sie sich Zeit dieses Wunder sakraler Baukunst zu studieren, sie werden den Buddhismus nirgends besser verstehen lernen als hier.
Die weitere Fahrt durch die Berge ist landschaftlich schön und entspannend. Das Tagesziel ist der Nationalpark Chiang Dao, der mit einem in den Höhlenkomplex integrierten Tempel aufwartet, der seinesgleichen sucht. Von den hundert Höhlen kann man mit Führer fünf zusammenhängende besuchen.
Dort wartet das Abenteuer, denn es wird eng, dunkel und dreckig – also kleiden sie sich entsprechend! Da nach dem Höhlenbesuch duschen angesagt ist, bleiben Sie am besten zum Übernachten in der Nähe. Wir mussten leider weiter bis nach Pai, da die von der Reiseagentour vor Ort geplante Route keinen Zwischenstopp vorsah!
Ins Bergland nach Pai
Zuerst führt uns die 107 noch nach Süden Richtung Chiang Mai, bis wir in Mae Taeng (dort stehen die Buden und Shops mit allem Möglichen dicht an dicht) nach Westen auf die 1095 abbiegen, die uns in die Berge des Grenzlands zu Burma führen wird.
Unterwegs sollten Sie bei Kilometer 56 von der 1095 einen Abstecher in den Huan Nam Nationalpark zu den heißen Quellen von Pong Duet machen (etwa 6,5km schmale, aber geteerte Seitenstraße). Am Posten kurz vor dem Visitor Center lösen Sie ihr Ticket und fahren dann weiter bis zum großen Parkplatz. Wenn Sie genügend Zeit haben, wählen Sie den linken Weg zu den heißen Quellen, sonst gehen Sie gleich rechts zum Feriendorf mit den Badebecken – Badehose und Handtuch nicht vergessen mitzunehmen! (Den Lageplan von Pong Duat finden Sie im Archiv).
Die 1095 nach Pai schlängelt sich noch eine ganze Weile durch die Berge, sollte aber inzwischen von der roten Staubpiste zur Teerstraße mutiert sein. In Pai sollten Sie nicht zu spät ankommen, denn der Nachtmarkt mit Spanferkel vom Grill oder Sushi, die aussieht wie Lakritze-Konfekt ist genauso sehenswert wie Captain Jack Sparrows Cocktail Bar!
Von Pai nach Mae Hong Son
Schon morgens ist in Pai geschäftiges Treiben, das wir nach ein paar roten Ampeln rasch hinter uns lassen. Heute führt unsere Straße in unendlich vielen Serpentinen bergauf und talab durch die Berge des Huai Nam Chang Nationalparks. Beim Aussichtspunk Kiew-Lom auf 1423m haben wir einen tollen Blick auf die Berge und die Gelegenheit die alte Tracht der Lisu Minorität an einem Mädchen zu bewundern, dessen Mutter dezent im Hintergrund eventuelle Zuwendungen einsammelt.
Nach gut 10 Kilometer biegen wir in Soppong zum heutigen Höhepunkt, der Tham Lot Höhle ab. Unsere Führerin mit der Gaslaterne und der Flößer sind vom Volk der Shan und hier seit Jahrhunderten heimisch. Sie flößen uns durch die Jahrmillionen alte, riesige Durchgangshöhle mit gigantischen Tropfsteinen, Fledermauskolonien, einer zweitausend Jahre alten Grablegen und viel Abenteuer im Dunkeln.
Immer in Sichtweite der burmesischen Grenze erreichen wir am Abend Mae Hong Son. Vom Tempelberg Wat Phra That Doi Kongmu mit den zwei weithin weiß leuchtenden Chedis haben wir ein fantastische Sicht auf das ganze Tal und die Stadt Mae Hong Son mit seinem kleinen Flughafen. Den doppelten Tempel Wat Jong Klang & Wat Jong Kham sehen wir tief unter uns im Tal an einem kleinen See liegen. Den werden wir uns noch anschauen, ehe wir die letzten Kilometer zum Fern Resort ein wenig weiter südlich aufbrechen, um vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen.
Auf dem Mae Sakut Trail im Dschungel
Der Mae Surin Nationalpark im Grenzland zu Burma umschließt verborgene Täler mit kleinen Hüttendörfern der Bergstämme, die nur auf schmalen Pisten zu erreichen sind.
Das Fern Resort mit seinen strohgedeckten Hütten aus Tropenholz liegt idyllisch inmitten von Reisfeldern und ist ein idealer Ausgangspunkt für eine abenteuerliche Wanderung im Dschungel. Der Mae Sakut Trail ist in einem anderen Beitrag ausführlich beschrieben. Dort finden Sie auch eine Karte mit den einzelnen Stationen und wie immer den GPS-Track zum download.
Wir wandern mit unseren beiden vierbeinigen Führern durch lichten Urwald, krabbeln über quer auf dem Trail liegende Urwaldriesen und stapfen durch das Bachbett von Wasserfall zu Wasserfall. Ein echtes Abenteuer!
Auf nach Süden!
Vorbei an den heißen Quellen von Thep Phanom fahren wir zu unserem nächsten Quartier in Mae Chaem. Auf ein Bad in dem heißen Weiher verzichten wir, uns ist‘s auch so schon warm genug im Auto. Da nutzen wir die letzte Stunde des Tages lieber, um in Anna Mae Kuangs kleinem Restaurant am Rande der Reisfelder köstlich zu speisen.
Der Doi Inthanon Nationalpark
Unser Route nach Chiang Mai führt uns heute zuerst auf den heiligen Berg Thailands. Den Doi Inthanon. Hier oben, nahe dem Gipfel haben sich König Bhumipol und seine Gemahlin Sirikit jeweils zum sechzigsten Geburtstag einen Chedi als Mausoleum erbauen lassen. Nachdem der König am 13. Oktober 2016 mit 88 Jahren verstorben ist, wurde in der Königspagode auf dem höchsten Berg Thailands seine Asche beigesetzt.
Ein Stück weiter in Richtung zum Gipfel wurde ein Dschungelpfad durch den höchst gelegenen Nebelwald Thailands angelegt, der Ang Ka Nature Trail. Man braucht eine knappe Stunde und gutes Schuhwerk, um den kleinen Rundweg auf 2.500m Höhe zu bewältigen. Die hölzernen Bohlenstege führen über sumpfige Wiesen, unter Moos behangenen Bäumen hindurch in die Klimazone des Himalayas, zu dessen Ausläufern der Doi Inthanon gezählt wird.
Auf dem Weg nach Chiang Mai passieren wir imposante Wasserfälle und besuchen noch den Wat Phra That Si Chom Thong von 1452. Es ist einer der ältesten und berühmtesten Tempel in ganz Nordthailand. Er soll einen Teil des Kopfes Buddhas als Reliquie beinhalten. Zugleich ist der Tempel eine Schatzkammer für die schönsten Kunstwerke sakraler Statuen.
Die Heiligtümer in Chiang Mai
Hoch über Chiang Mai ist das 1383 erbaute Kloster Wat Phra That Doi Suthep, welches wir als erstes besuchen. Das Zentrum bildet eine goldene Chedi, unter der ein Knochen Buddhas vergraben sein soll. Der Tempel gilt als heiliger Wallfahrtsort für Buddhisten aus aller Welt und entsprechend groß ist auch der Andrang der Pilger. Die unglaubliche Pracht des glänzenden Goldes überall und die unzähligen Stauen von unermesslichem Wert streiten in meinem Kopf mit den Bildern der Armut, die wir in den vergangenen Tagen gesehen haben.
Dagegen ist der Sommerpalast des Königs, der Bhuping Palace mit dem berühmten Rosengarten der Königin richtiggehend bescheiden und eine Oase der Ruhe und Erholung nach dem Trubel vorher.
Zurück in Chiang Mai besuchen wir noch Wat Chedi Luang, die berühmte Grabstätte von König Ka Na, bei der ein buddhistischer Chedi auf einer aus der Khmer Architektur entliehenen Pyramide sitzt und damit vermutlich den ältesten Wolkenkratzer der Welt darstellt.
Den zehnten Tag hätten wir gerne am Pool gefaulenzt und abends wieder den Nachtmarkt besucht, der hier wirklich sehenswert ist, wenn nicht schon unser Flug nach Bangkok gebucht wäre. Es waren unvergessliche Tage mit vielen Überraschungen, Abenteuern und Begegnungen mit durchweg freundlichen Menschen.
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