Albanien, das unbekannte Land der Skipetaren. Stätten des Welterbes wie Butrint, Gjirokaster und Berat standen auf unser Liste der Topziele. Der Karl May Roman kann wohl nicht recht als Reiseführer dienen, also haben wir Freunde gefragt und uns einen WoMo-Führer zugelegt. Es sollte eine Schnuppertour werden, damit wir uns ein andermal mit Vorwissen ins Abenteuer stürzen können und das werden wir, so viel ist sicher!
Butrint, Fluchtpunkt der Trojaner
Das erste wartete in Gestalt einer mittelalterlichen Seilfähre kurz hinter der griechisch-albanischen Grenze am Vivar-Kanal, mit der wir nach Butrint übersetzen. Etwas wackelig bei Auf- und Abfahrt und nicht jedermanns Sache, aber nichts im Vergleich zur schrägen Brücke auf die Fähre zur Belle-Ile.
Die überraschende Legende von der Flucht der Trojaner haben wir in „Butrint, Welterbe und Keimzelle Europas“ erzählt, die monumentalen Ruinen der Römer und Byzantiner sowie die Burg der Venezianer können Bilder nur fragmentarisch wiedergeben. Wir haben selten eine so romantische archäologische Stätte besucht wie die von Wassern umgebene Halbinsel im Niemandsland zwischen Griechenland und Albanien.
Gjirokaster, die Stadt der Steine
Durch die wirtschaftliche und politische Isolation zeigt sich jedoch dieses Welterbe heute wie zur Zeit der osmanischen Besetzung. Typisch albanische Turmhäuser prägen das Stadtbild. Der Basar in der Altstadt präsentiert „Gjirokaster in skipetarischer Harmonie“ und ist frei von fernöstlichem Touristenramsch, sondern bietet handwerkliche Produkte albanischer Tradition.
Höhepunkt eines Bummels durch die Altstadt ist der Besuch des Zekate Hauses, einem befestigten Turmhaus, das der Pascha einem seiner hochgestellten Beamten vor zweihundert Jahre geschenkt hat und das noch so eingerichtet ist, wie es der Besitzer einst vererbt hat. Den besten Blick auf die Burg hat man vom dick gepolsterten Sitzplatz des Hausherrn in der Loggia, von der er die ganze Stadt und die Residenz des Pascha immer im Blick hatte.
Das Stadthaus des heute in Paris lebenden berühmtesten Schriftstellers Ismail Kadare wurde gründlich renoviert und dient heute als Museum. Die Einrichtung ist zwar dem Original nachempfunden, wir kamen uns aber vor wie in einem albanischen Möbelhaus. Mehr als wettgemacht haben das die Erzählungen des jungen Mannes, der uns durch die Räume geführt hat und ausführlich über Sitten und Gebräuche der damaligen Zeit zu erzählen wusste.
Berat, die Stadt der 1.000 Fenster
Am meisten beeindruckt hat uns jedoch der albanische Lehrer, der sich als Fremdenführer anbot und uns in Italienisch, Englisch und Albanisch ausführlich die Moschee des Pascha und die benachbarte Tekke der Halveti Sufisten erklärte. Die Einblicke in die islamischen Sitten und Gebräuche haben uns zutiefst berührt. Hier muss „Nathan der Weise“ gelebt haben, denn vom gegenseitigen Respekt und der Toleranz der Religionsgemeinschaften früherer Jahrhunderte sind wir heute leider weit entfernt.
So ist der Titel „Berat, die Stadt der tausend Fenster“ für uns weniger auf die architektonischen Merkmale der Stadthäuser bezogen, sondern vielmehr auf die Toleranz der Einwohner und die gelebte Multi-Kulti Gesellschaft früherer Jahrhunderte in einem Land am Rande Europas.
Endstation Lake Skhodra
Auf dem Rückweg halten wir uns weiterhin der Küste fern und fahren an Tirana vorbei zum Skhodersee, um auf dem großzügig angelegten Lake Skhodra Resort nochmal zu übernachten. Bei albanischer Musik und Tanz wird das ein vergnüglicher Abend mit romatischem Sonnenuntergang über dem See.
Irgendwann packt uns dann wieder das Reiselust und wir brechen auf, um durch Montenegro, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowenien und Österreich nach Hause zu fahren! Immer begleitet von Musik aus dem Balkan:
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