Die berühmte Carretera Panamericana gilt als eine der Traumstraßen der Welt, was weniger an der Straße und der Landschaft die sie durchquert liegt, als an den Sehenswürdigkeiten die sie verbindet: Chiclayo und Trujillo im Norden (Kulturen der MOCHE, CHIMA und SICAN) mit Lima in der Mitte Perus (Kultur der HUARI) und weiter nach Süden bis Pisco, Ica, Nasca und letztlich Arequipa in den Bergen (Kulturen der CHINCHA, ICA, NASCA und INCA). Der letzte Abschnitt von Nasca über Puerto Inca nach Arequipa wird von Besuchern selten befahren, einige der Gründe warum das so ist, sind uns sonnenklar geworden.
Die Kultur der Nasca
Ehe wir uns dann auf die fast 600 km lange Fahrt auf der Panamericana nach Arequipa weit im Süden Perus machten, folgten wir dem Tipp des Taxifahrers, der uns vom Flughafen ins Hotel gefahren hatte und besichtigen die Aquädukte von Cantalloc ein paar Kilometer außerhalb. Hier hat schon Maria Reiche Ausgrabungen vorgenommen, um den Geheimnissen der Nasca Kultur und vor allem ihren Bewässerungstechniken nachzuspüren. Vor etwa 1.500 Jahren gruben diese riesige, spiralförmige Brunnen in das ausgetrocknete Flussbett, um auch in der Trockenzeit genügend Wasser zu haben, ihre Baumwoll- und Kartoffelfelder ausreichend bewässern zu können.
Wir strolchen durch die grüne Anlage, in der nach dem Lärm und Staub der kleinen Stadt eine friedliche Stille herrscht – so ungewöhnlich wie angenehm- ehe wir unseren Toyota auf die Panamericana Sur steuern.
Wüste am Rand der Panamericana Sur
Bald kurven wir durch echte Mondlandschaft. Alles wird zu rotem Sand und Schotter, hohe schroffe Berge und uralte Lavaströme breiten sich links der Straße aus, während rechts, tief unter uns das Meer in riesigen Wellen gegen das Ufer brandet.
Puerto Inca – Antike Hafenstadt und Garnison
Langsam schraubt sich die Piste hinab zum Meer und bald landen wir in einer Siedlung aus kleinen Stein- und Wellblech-Bungalows mit ein paar größeren Gebäuden. Sehr einfach gehalten, aber nett – die Hütten ein bisschen griechisch – die Außentemperatur ziemlich irisch / schottisch.
Unser Hüttchen bietet einen fantastischen Blick über die Bucht, in der das Meer an einen tollen Sandstrand brandet – leider viel zu kalt! Also erkunden wir die Ausgrabungen der alten Inka-Metropole in der „Quebrada de la Vaca“ – die Schlucht der Kühe. Komisch – außer der weißen Mauer an der Piste kein Hinweis, keine Informationstafeln, nichts außer ausgeblichenen Knochen in, von Grabräubern geplünderten, Kuppelgräbern (detaillierte Info finden Sie im Archiv).
Zurück am Strandhotel essen wir gegrillten Fisch und Ceviche, das Lieblingsgericht der Einheimischen. Ich finde es auch beim zweiten Versuch schrecklich – zäher Fisch mit steinharten, nicht beißbaren Meeresfrüchten und das auch noch eiskalt – auf alle Fälle die falsche Jahreszeit dafür! Also lieber heiß duschen (oh nein, das gibt es hier nicht – nur kaltes Salzwasser) – jetzt aber schnell ab ins warme Bett!
Erdbeben auf der Panamericana Sur
Am nächsten Morgen sind wir schon vor dem Wecker wach und lauschen dem Tosen der Wellen. Hier fühlen wir Traumwanderer uns wohl! Nach einem schnellen, aber guten Frühstück düsen wir die Sandpiste hoch und auf der Panamericana schnurstracks bis Atico.
Wir sind kurz vor 10:00 Uhr da und vor uns staut sich schon eine endlose Schlange an LKWs. Ein ziemliches Chaos und ein Truckfahrer bedeutet uns doch zu überholen, aber das führt zu nichts – also reihen wir uns wieder hinten ein und verdrücken genüßlich unsere Sandwiches, die wir uns heute Morgen noch machen haben lassen. Dann ein kurzes Nickerchen, immerhin haben wir Zeit bis mittags die Straßensperre aufgehoben wird.
Alle stehen rum, tragen Styroporschachteln mit Essen zu den Autos oder unterhalten sich. Plötzlich kommt Bewegung in die Schlange, aber nur zehn Meter und dafür bin ich jetzt wach? Ein netter Mann im Tuk-Tuk erklärt uns auf Spanisch, dass PKWs vorfahren können. Na wenn’s schon der zweite sagt! Also auf die Gegenfahrbahn ausscheren und viele hundert Meter an der wartenden Kolonne vorbei bis zur Mautstelle. Dort quetschen wir uns zwischen wartende PKWs.
Kurz vor zwölf erscheint Polizei mit Getöse und es geht los: Rücksichtsloses Gedränge um die beste Startposition – bis auf den letzten Zentimeter wird da gekämpft – ein riesiger PanAm-Truck brummt massiv dazwischen – da geben wir gerne nach! Aber kaum sind wir auf der Strecke, beginnt um uns herum eine Hetzjagd mit tollkühnen Überholmanövern, obwohl auch Trucks entgegenkommen – da spielen wir lieber nicht mit!
Am Abschnitt mit dem Erdrutsch baggert schweres Gerät eine neue Fahrbahn in den Berg und kippt überflüssiges Gestein ins Meer – bis zum nächsten Erdbeben.
In die Berge nach Arequipa
Ab und an fahren wir durch sattgrüne Täler, in denen Wein, Mais, Reis und Kartoffeln angebaut werden. Nach Camana, wo uns die große, weiße Christusfigur von El Carmen willkommen heißt, biegen wir von der östlichen Route der Panamericana auf die westliche ab, um dann bei La Joya auf der Interoceania Sur weiter Richtung Arequipa zu fahren. Wir schrauben uns auf eine weite Hochebene mit 2.100m, aber auch hier bis zum Horizont nur Sand – langweilig!
Nach vielen, vielen Kurven öffnet sich vor uns das Tal des Rio Chili und um die Berge herum muss in 20 km Arequipa sein – aber fast noch eine Stunde Fahrzeit? Google hat Recht! Erst schrauben wir uns wieder ein Stück nach unten und dann stecken wir im Abendverkehr, mit dem wir uns langsam durch die Vororte quälen.
Endlich kommen wir am Plaza des Armas vor dem Hotel Katari an. Hier ist noch der Bär los . Die Peruaner flanieren bei lauter Musik ihr Eis schleckend oder Popcorn knurpsend um den Platz. Das war eine echte Strapaze, wir sind total K.O. und nehmen nur noch eine heiße Suppe und eine grässliche Pizza auf der eiskalten Dachterrasse.
Wir simsen Sebastian, dass wir gut angekommen sind und seine Nachricht, dass es in Atico ein Nachbeben gegeben hat, macht uns auch nicht fröhlicher – jetzt erst einmal ausschlafen!