Hoch über dem Tal der Baunach, gegenüber von Altenstein, erheben sich die Reste der stolzen Burg Lichtenstein über die uralten Bäume des Lichtensteiner Walds.
Geht man am Brunnen vorbei bis zur Stelle an der Westmauer, an der man ins Tal hinunterblickt, ist direkt unter den Mauerresten der Kirchenkapelle eine kleine Höhle, das Schneiderloch.
Die Sage vom hässlichen Schneider und seiner Frau
Eines Tages rief er ihn zu sich, damit der ihm ein neues Festtagsgewand schneidere. Als der Schneider Maß nahm, machte er aber zur Bedingung, dass das wertvolle Tuch die Burg nicht verlassen dürfe und der Schneider das Wams gleich hier nähen müsste.
Wie der Schneider dann am nächsten Tag bei seiner Arbeit auf dem Tisch in der Burg saß, verließ der Junker heimlich die Kemenate. Als er vor der Kate des Schneiders stand, fand er diese aber fest verschlossen und niemand öffnete auf sein Klopfen. Der listige Bursche setzte sich unter die Linde gegenüber und spielte ein Minnelied auf der Laute. Da öffnete sich vorsichtig das Fenster im Dach und ein weißes Tüchlein flatterte heraus. Geschwind kletterte er auf den Baum, lies sich auf das Dach herab und verschwand im Fenster.
Zeter und Mordio schreiend rannte er zur Burg zurück. Die ausschwärmenden Wachen fingen den Schneider bald ein und warfen ihn in das Loch unter der Burgkapelle, bis er zum Tode verurteilt und mit Nadeln und Schere hingerichtet wurde. Im Archiv: Sagen & Märchen aus Bayern
Die Romantiker auf Lichtenstein
Das schreckliche Fratzengesicht wurde aber erst im vorletzten Jahrhundert aus dem Fundament herausgearbeitet, nachdem die darauf aufbauende Mauer des Palas eingestürzt war. Wahrscheinlich zur gleichen Zeit, als Romantiker das Felsenlabyrinth unterhalb der Burg angelegt haben und die Burg Ziel zahlreicher Künstler und Maler war.
Diesmal werden wir nicht enttäuscht. Hinter dem Schloss im weitläufigen Park ist eine Schänke mit einem hölzernen Kiosk, die nicht nur Kaffee und Kuchen sondern auch Wein und Bier mit verschiedenen Brotzeittellern anbietet.
Mit einem Pils, Radi und Brezel frisch gestärkt machen wir uns auf den Rückweg nach Seßlach zu unserem Wohnmobil, froh weder in einer Ganerbenburg noch in dem Schloß wohnen zu müssen.
Die Burgruine Lichtenstein ist ein der am besten erforschten Ganerbenburgen. Im Archiv finden Sie die Zusammenfassung der archäologischen und geschichtlichen Befunde mit vielen Illustrationen.
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Die ausführliche Version des Märchens vom Schneiderloch ist in George Winter „Fünfzehn Sagen aus dem Bayernlande“ Nürnberg 1849