„In Dubio pro Arte“ ist der Titel einer Benefiz-Kunstausstellung im Lichthof des Kölner Verwaltungs- und Finanzgerichts. Die Arkadengänge des Apellhofs mit dem Glasdach über dem weiten Halbrund geben ein gleichmäßig mildes Licht, das zur Vernissage durch eine farbenfrohe Illumination der oberen Wandelgänge in eine magische Atmosphäre versetzt wurde.
Der historische Lichthof als Monument
Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieser Bau durch einen Neubau mit eigenen Zuschauereingängen und der großen Halle der verlorenen Verhandlungen, dem „Salle des pas perdus“ abgelöst. Die mit dunklem Stein verkleideten Säulengänge im Erdgeschoss des heutigen Lichthofs und die breite Treppe, die an der Stirnseite auf zwei Aufgänge zuführt, die sich rechts und links zu den weißen Arkaden des ersten Stocks emporschwingen, beeindrucken nicht nur mich und machen klar, wer hier das Sagen hat.
Mit freundlicher Genehmigung des Verwaltungsgerichts Köln, www.vg-koeln.nrw.de
Die feierlichen orthodoxen Choräle des Männerquartetts St. Daniel aus Moskau gaben der Vernissage den passenden feierlichen Rahmen und füllten den weiten Raum bis in den hintersten Winkel mit ihren volltönenden Stimmen.
Die Künstler und ihr Werk
Bildnachweis: www.indubioproarte.koeln
Die Bronzefiguren von Hannes Helmke erinnern mich an den schuppigen Stamm schlanker Palmen, deren trockene Palmwedel von Gärtner gestutzt wurden. Die dürren Figuren mit dem Glatzkopf Außerirdischer sind trotz ihrer vermuteten Nacktheit weder erotisch noch anrüchig. Dazu ist der angepappte Schniedel der männlichen Protagonisten zu niedlich. Die symptomatisch großen Füße sollen die Bodenhaftung der Figuren darstellen und sind ein Markenzeichen des Künstlers. Einzig mit ihrer Haltung drücken die Figuren etwas aus. So die junge Mutter mit ihrem Kind auf der Bank vielleicht auf dem Spielplatz, die sich angeregt unterhalten – eine Situation die man heute leider nur mehr selten beobachten kann. Die zeitgenössische Mutter würde wohl eher auf ihr Smartphone starren, mit ihrer Freundin chatten oder ihren Facebook Account checken, während sich die Kinder den Sand in die Haare schaufeln.
Anders die Aquarelle Walter Raabs, die einen Augenblick der Wirklichkeit einfangen und uns ihre Geschichte erzählen. Da sind die Kirchgänger mit dem Regenschirm, die an einem kalten, regnerischen Abend im kalten Schein der Laternen den Pforten des Kölner Doms zustreben. Das warme Licht der Kerzen scheint aus den schweren Kirchenportalen auf den Vorplatz zu strömen und zu sagen, kommt herein, die ihr mit Kummer und Sorgen beladen seid, hier seid ihr willkommen. Anders die düstreren, braungrauen Landschaften Lanzarotes, die nicht das Urlaubsidyll mit blauem Himmel und Badestrand vermitteln, sondern die Weltuntergangsstimmung eines Ascheregens nach dem Vulkanausbruch.
Die surrealistischen Bilder Peter Stocks eröffnen uns Blicke in die Wirklichkeit hinter dem Scheinbaren. Der „Schläfer“ entdeckt im Spiegel die Fratze des Todes in seinem Antlitz und wird dadurch enttarnt, während er mit der Geliebten eng umschlungen tanzt. Diese streift hinter seinem Rücken den Ring vom Finger und sagt sich damit innerlich von ihm los. Das Drama der muslimischen Terrorzellen im Herzen Israels wird damit auf die persönliche Beziehungsebene der Liebenden verlagert. Zeitgeschichte in einem Bild verdichtet, die angesichts der Bedrohung unserer multikulturellen Gesellschaft durch islamistische Terroristen uns alle angeht und mich zutiefst berührt.
Bei Ulrich Dohmens abstrakten Kleksografien in Öl fehlen mir schlichtweg die Worte. Am ehesten erinnern mich die schwarzbraunen – gelben – beige bespritzten weißen Leinwände an das Rasulbad in der Lohengrintherme in Bayreuth letzte Woche. Dabei schmiert man sich gegenseitig je nach Körperpartie mit verschiedenfarbigen Schlämmen ein, um die schuppige Altershaut zu verjüngen. Hilft zwar nichts, macht aber im Dampfbad einen enormen Spaß und ist eine Sauerei, die man im eigenen Bad nicht veranstalten möchte. Schade, dass wir versäumt haben uns auf eine weiße Leinwand zu setzen oder darauf zu wälzen Das Resultat würde den ausgestellten Bildern sicher frappierend ähneln. Ich hoffe mal, dass der Maler beim Klecksen wenigstens ebenso viel Spaß hatte wie wir. Naja, vielleicht sagt das eine oder andere Bild Ihnen ja mehr!
Kunst am Rande
Mit freundlicher Genehmigung des Verwaltungsgerichts Köln, www.vg-koeln.nrw.de
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