Der 200 Jahre alte Park an der Neiße, heute ganz in Deutschlands Osten, erinnert an englische Landschaftsgärten. Angelegt vom „Grünen Fürsten“ Hermann von Pückler- Muskau zählt er zum Weltkulturerbe und ist eine Reise wert. Vor allem, wenn man sich die Zeit nimmt, die Landschaft auf sich einwirken zu lassen, wird eine Wanderung oder Radtour zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Im Jahr 1811 – irgendwo in Sachsen
Jetzt dröhnt es von der Tür seiner Studentenbude: „Herr von Pückler, jetzt macht doch endlich auf!“ Schlagartig ist Hermann wach, reist die Tür auf und ist verdattert – da steht der alte Diener seines Vaters im staubigen Reisemantel vor ihm und begehrt Einlass: „Kann ich eintreten? Wo haben Sie den Kaffee?“ fragt der Diener, der Hermann seit seiner Kindheit auf Schloss Muskau kennt. Er kocht Wasser, brüht den Kaffee und setzt eine große Tasse vor Hermann auf den kleinen Tisch, als ob er hier zu Hause wäre.
Erst jetzt wagt Hermann zu fragen: „Hempel, was in Teufels Namen bringt dich dazu mich in aller Früh‘ aus dem Bett zu werfen?“ „Mit Verlaub gnädiger Herr, es ist fast Mittag und ein hochwohlgeborener Offizier sollte um diese Zeit bei seinem Gardecorps auf dem Exerzierplatz sein.
Aber zu Eurer Frage: Euer Vater ist vor wenigen Tagen verstorben und jetzt seid ihr der Herr von Pückler zu Muskau und das Studentenleben ist vorbei! Ich habe den Auftrag, Euch beim Packen zu helfen, die Kutsche wartet auf uns. Die Familie braucht Euch jetzt!“
Auf dem Familienschloss in der Lausitz
Aber in Europa tobte der Krieg. Napoleon zog gegen Russland ins Feld und nach seiner Niederlage vor Moskau marschierte er mit noch fast 200.000 Mann zurück nach Preußen. Hermann mußte zurück in die Armee und diente als Generaladjutant bei Herzog Karl August von Sachsen in der Völkerschlacht bei Leipzig.
Unterdessen verwaltete Leopold die Standesherrschaft von Muskau, mit 500 qkm Fläche seinerzeit größer als manches Königtum des Rheinischen Bundes. Durch die politische Neuordnung im Wiener Kongress 1815 wurde die Pückler‘sche Standesherrschaft von Sachsen zu Preußen umgeordnet.
Jetzt war Schluss mit lustig!
Heiraten macht reich!
Man munkelte, dass nicht so ganz klar war, wem der Fürst von Pückler mehr zugetan war: der Gräfin, ihrer Tochter, der adretten Stieftochter oder doch dem Geld? Dem regen Briefwechsel der beiden nach, der ihrer Verlobung und Hochzeit vorausging, waren sie sich beide durchaus zugetan und begeisterten sich an den Plänen zur Ausgestaltung des Schlosses und des Parks in Muskau.
Der Fürst von Pückler’sche Park zu Bad Muskau
„Der Garten ist eine ausgedehntere Wohnung. Alles biete hier Schmuck, sorgfältigste Haltung und so viel Pracht dar, als die Mittel erlauben.“
Fürst Pückler 1834
Wir haben in unserem Wohnmobil auf dem absolut ruhigen Stellplatz oberhalb des Hermannsbad‘s übernachtet und sind mit dem Fahrrad zum Informationsbüro des Fremdenverkehrsverbandes im Alten Schloss geradelt (die bessere Alternative, als auf dem Parkplatz bei der Orangerie 15 Euro fürs Parken zu berappen). Dort besorgen wir uns einen Plan und kaufen das Büchlein mit dem hervorragenden Führer durch den Muskauer Park. Um das alles zu sichten, beginnen wir unseren Ausflug mit einem Päuschen bei Kaffee und Torte auf dem Balkon im Schlosscafé – sehr zu empfehlen!
Die Stationen unserer Radtour und die entsprechenden Sehenswürdigkeiten haben wir auf der Karte in der Information zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten festgehalten. Man kann den Park auch erwandern, aber viele Attraktionen liegen auf der polnischen Seite und dazwischen sind meist größere Strecken zurückzulegen, insgesamt etwa 12 km.
Die Parklandschaft in einem Beitrag auf ARTE:
Wir schließen die Radtour durch dieses Weltkulturerbe im sogenannten Vorwerk ab, dem Vierseithof mit ehemaligen Stallungen und Gesindehäusern, die heute als Ferienwohnungen genutzt werden. Dort ist auch ein Café mit fantastischen Eiskreationen in gigantischen Portionen – genau das Richtige, um unseren Zuckerhaushalt wieder auf Vordermann zu bringen!