- In Nordthailand unterwegs
- Träume im Goldenen Dreieck
- Der schneeweiße Tempel
- Tham Lot, die Höhle der Ahnen
- Der Mae Sakut Trail – Acht Pfoten und drei Wasserfälle
- Wallfahrt zu Buddha
- Der Chedi des Königs
- Der Gipsbuddha
Auf eigene Faust durch den Regenwald Thailands wollte ich schon immer einmal wandern. Der Mae Sakut Trail im Nationalpark Mae Surin bietet dafür nicht nur Flora und Fauna, sondern echtes Abenteuer für Traumwanderer.
Das ehemalige Reisbauerndorf wird von den Frauen des Dorfes als ein in der Tradition und Kultur verwurzeltes Ferienresort betrieben, bei dem der Swimmingpool nicht fehlt, aber auf ein überbordendes, exotisches Buffet ebenso verzichtet wird, wie auf exzessives all-inklusiv Betrinken. Ganz nach unserem Geschmack!
Aufstehen, heute ist Wandertag!
Zeit aufzustehen, schließlich wollen wir heute den Urwald entlang der Wasserfälle des Mae Sakut Trails erwandern. Es ist Ende Oktober, für uns immer noch sommerlich warm, aber die drückende Schwüle der Regenzeit ist einem heiter bewölkten Himmel gewichen, der die Sonne mit bauschigen Wolken abschirmt, aber ihr warmes Licht immer wieder für kurze Zeit durchblitzen lässt.
Unser Frühstück auf der Veranda des großen Holzhauses mit Mango, Bananen, Ananas und anderen Südfrüchten krönen wir mal wieder mit Toastbrot und Spiegeleiern mit Maggi – köstlich! Warum machen wir das zu Hause nicht auch?
Wanderschuhe, feste weite Hosen, Wanderhemd und breitkrempiger Hut zum Schutz vor giftigen Pflanzen und Tieren statt Flipflops und kurzen Hosen – schließlich wandern wir im Urwald! Im Wanderführer wird empfohlen, einen lokalen Guide mitzunehmen, da der Trail nicht markiert und der Weg nicht überall gut erkennbar ist. Wir fragen an der Rezeption, wo wir an den Ranger am Gate des Mae Surin Nationalparks verwiesen werden.
Wie wir dahin kommen? Gleich hinter dem Holzhaus des Restaurants geht ein schmaler Weg durch die Reisfelder oder aber man geht auf der Zufahrtstraße einen guten Kilometer bis zur Schranke. Wir strolchen durch das Dorf, finden statt dem Pfad durch die Reisfelder aber nur die beiden Hunde, deren Bellen uns heute Morgen geweckt hatte und die sich uns jetzt schwanzwedelnd und abenteuerlustig anschließen. Also nehmen wir die schmale Straße, die Hunde mal vor uns herspringend und dann wieder auf uns wartend.
Der Mae Sakut Trail im Nam Tok Mae Surin Nationalpark
Nach ein paar hundert Metern warten unsere vierbeinigen Begleiter mitten auf dem Weg, nachdem sie am Gate plötzlich verschwunden waren. Hier teilt sich der Weg und ein schmalerer Pfad führt nach links über den flachen Bach. Hier verschwinden die beiden als wir näher kommen wieder im Wald. Wir balancieren über die glitschigen Steine und kraxeln wenig später die steile Böschung am Bachbett hoch – ist das wirklich unser Trail?
Kurze Zeit später weist die Tafel der Station 5 auf eine hier offen zu Tage tretende Grundwasserquelle hin – wir sind auf dem richtigen Weg!
Durch das Dach des hier etwas lichteren Regenwalds fallen ein paar Sonnenstrahlen auf hellgrünen Bambus, dessen dicke Stämme ein schier undurchdringliches Mikado aus langen Stecken bilden. Hier pflanzt die Forstverwaltung wieder Laubbäume an, die früher in diesen Bergen heimisch waren.
Nach etwa einer Stunde senkt sich der Pfad des Trails ins Bachbett, ein hoher Felsblock versperrt das schmale Tal und der Bach stürzt in mehreren Kaskaden in die Tiefe. Sehr romantisch – aber wo in aller Welt ist hier unser Weg? Im Gebüsch ist ein schmaler Durchschlupf und wir krabbeln über nasse Steine, verzweigte Rinnsale und um den Wasserfall herum auf die nächste Ebene hoch. Langsam wird’s echt abenteuerlich!
Ein paar hundert Meter weiter balancieren wir den Hunden nach über gefallene Baumriesen und über ein paar Rinnsale, bis wir schließlich auf ein paar Felsen mitten im Bachbett vor dem ersten großen Wasserfall stehen. Der ergießt sich in einer langen Kaskade in einen kleinen Talkessel, vor dem ein grün bemooster, halb vermorschter Baumstamm quer über den Bach liegt und das ganze Tal einnimmt. Jetzt wird’s bunt – wo verdammt nochmal soll hier unser Trail sein? Die Hunde haben wir auch schon länger nicht mehr gesehen – umdrehen?!?! Wir sind uns nicht einig!
Da, auf einer kleinen, lehmigen Sandbank ist deutlich der Abdruck einer Pfote zu erkennen! Noch ganz scharf die kleinen Löcher der Krallen – das ist frisch! Wenig später entdecke ich, wo die beiden Strolche das steile Bachufer hoch sind und wir klettern ihnen nach. Oben angekommen, ist der Pfad wieder deutlich ausgetreten und wir folgen ihm bergauf in Richtung eines riesigen Feigenbaums.
Ach du Schreck! Als wir den Baumumrunden springt etwas Dunkles, Vierbeiniges zwischen den Wurzeln hervor und begrüßt uns bellend und schwanzwedelnd! „Wo bleibt ihr denn solange, wir dachten schon ihr habt wie all die anderen umgedreht!“
Schlagartig wird uns klar: Die Guides, von denen immer die Rede war, sind die beiden Hunde aus dem Fern-Resort! Sie haben in der kühlen Grube zwischen den weit auseinander stehenden Wurzeln des Feigenbaums auf uns gewartet und rennen los, um nach wenigen Minuten schon wieder im Wald zu verschwinden. In der Ferne hören wir sie bellen, offensichtlich haben sie zwischen Farnen und Gestrüpp irgendetwas aufgestöbert. Wir sind erleichtert, offensichtlich auf dem richtigen Weg zu sein und mit den Hunden auch ziemlich sicher, dass dort auch nichts kreucht und fleucht, vor dem wir lieber Reisaus nehmen sollten.
Wat Phat That Doi Kung Mu
Die große Pagode wurde 1860 erbaut und beherbergt die heiligen Reliquien Buddhistischer Mönche wie Phra Moggalana, einem der wichtigsten Jünger Buddhas, dessen Relikte aus Burma, dem heutigen Myanmar, vom Erbauer des Chedi und seiner Frau hierher gebracht wurden, um ein Stück ihrer alten Heimat in die neue herüberzuretten.
Die Sitzbank an diesem herrlichen Aussichtspunkt lädt uns ein, Pause zu machen. Eine ausgiebige Rast mit Obst und grünem Tee, davon können wir jetzt nur träumen, denn außer Wasser und Kaugummi hat unser Rucksack nichts zu bieten – wollten wir doch nur die „kleine“ Tour machen, der Abzweig müsste aber schon längst gewesen sein. Vor dem letzten steilen Abstieg genießen wir noch die Stille e und bewundern die fantastischen Blüten der Orchideen, die in der Rinde des Tuong-Baums zwischen den Farnen wachsen.
Nun wendet sich unser Pfad nach Osten, und wir halten uns rechter Hand den Hang hinunter. An einer Stelle müssen wir einen großen Wurzelstock umrunden, wo der Sturm einen Urwaldriesen entwurzelt und quer über unseren Pfad geworfen hat, dann wieder heißt es, steilen Felsstücke zu überklettern.
Der Mae Kut Long Wasserfall
Nach ein paar Minuten stillen Staunens reissen wir uns los, steigen neben dem unteren Wasserfall ins Tal, folgen unseren acht Pfoten schräg den nächsten Hang hoch und staunen nicht schlecht, als wir an einer geteerten Straße mit einem kleinen Parkplatz aus dem dichten Wald treten. Unsere beiden Begleiter wenden sich nach rechts und trotten die Straße bergab.
Das Wunder vom Nam Tok
Ich stelle mich an den gähnend leeren Straßenrand, halte den Daumen in die Höhe und stelle mir vor, dass gleich ein Auto um die Ecke kommt….
Es dauert eine Minute, zwei Minuten – dann kommt ein weißer Pickup mit drei dunkelhäutigen Shan im Führerhaus, braust an uns vorbei – und hält ein wenig weiter bergab. Ich nehme meine Beine unter die Arme und drei freundlich grinsende Gesichter laden uns ein hinten aufzuspringen. Wir klettern über die Ladebordwand, gesellen uns zu Opa, Tochter mit Baby und der Tante und diversen Utensilien der Feldarbeit einschließlich einem Korb gackernder Hühner.
Rasant geht’s bergab und kaum zehn Minuten später hüpfen wir an der Zufahrt zu unserem Resort von der Ladefläche. Ich bedanke mich wortreich und einem Trinkgeld beim Fahrer. Der will das erst gar nicht annehmen, aber ich weiß, dass ich unseren Schutzengel mit weiteren Verbeugungen und einem freundlichen Lächeln umstimmen kann!
Ein ausführliche Übersetzung der Texte an den einzelnen Stationen des Trails und eine Skizze finden Sie im Archiv für Traumwanderer