Sebastiano entführt uns in die Welt einfacher, sizilianischer Contadinos zur Zeit der italienischen Unabhängigkeitskriege, die in der flirrenden Hitze südlicher Sonne um ihr täglich Brot und Wasser bangen.
Sizilien zur Zeit Garibaldis
Die Ehre, jetzt endlich einen italienischen König zu haben und das Ende der Fremdherrschaft spanischer Bourbonen, die jahrzehntelang Siziliens Bodenschätze ausbeuteten und Kinder in den Schwefelminen zu Tode schunden – was bedeutet das schon für einen einfachen Contadino, der in der flirrenden Hitze der sizilianischen Sonne mit seinem Esel die geernteten Artischocken zum Markt bringt?
Der Ertrag der Felder auf der trockenen Karststeinebene von Custonaci ist gering. Außer Olivenbäumen und Artischocken wächst nur noch der Weizen, für den der feuchte Westwind im Winter genug Regen mitbringt, den der Monte Cofano aus den Wolken fischt.
Da haben es Esel und Schafe besser, die in der Dunkelheit in der großen Grotte von Mangiapane lagern, in der sein Vater schon vor langer Zeit ein Gatter für die Pferde angebracht hatte. Natürlich nicht damit die Pferde kühle Nächte hatten, sondern man sie dort am besten vor den organisierten Banditen verstecken konnte, die alles raubten und stahlen was ihnen wertvoll genug erschien.
Aber jetzt, mit dem neuen König, der Frieden und Ordnung versprochen hatte und seine Carabinieri in den letzten Winkel seines Königreichs schickte, um dies auch durchzusetzen?
Nach einigem Für und Wieder und der einen oder anderen Flasche Wein, entschlossen sich die Brüder dort an der Grotte di Mangiapane neue Häuser für ihre Familien zu bauen, die dann für lange Jahre Heim und Werkstatt von Sebastiano, seinen Brüdern und ihren Kindern und Kindeskindern wurde.
Die Grotte von Mangiapane
Die Wohnhäuser mit den guten Stuben und den Schlafkammern waren rechts und links an die Wände der Grotte gebaut worden, geschützt vor der heißen Sonne im Sommer und den kalten Nordwinden im Winter. Von der dadurch gebildeten schmalen Gassen gehen links und rechts dir Türen zu den Wohnungen ab.
Den Abschluss bildet hinten die Wand, deren rechte Türe in eine kleine Kapelle führt, während sich die linke in einen großen, dunklen Raum öffnet, in dessen feuchter Kühle die Orangen und Zitronen, die Kartoffeln und Artischocken gelagert wurden. An Weihnachten wird dort heute bis zum Dreikönigstag die „lebende Krippenweihnacht“ dargestellt – ein beliebtes Ausflugsziel für die Einwohner von Palermo.
Wer den Weg nach Custonaci gefunden hat, sollte sich unbedingt einen halben Tag Zeit nehmen, um die Wanderung auf den Spuren der unglücklichen Zita rund um den Monte Cofane zu machen – Unvergleichlich!