Trogir, eine winzige Inselstadt, nur durch einen schmalen Kanal vom Festland der dalmatinischen Küste getrennt und mit der Insel Ciovo durch eine Brücke verbunden, beherbergt ein bemerkenswertes Künstlerpaar: Mimi und Goga.
1000 Jahre Trogir
Das erste kulturelle Highlight Trogirs, an dem wir vorbeikommen, ist die Kirche Sveti Dominik, aber die ignorieren wir – die Schatzkammer eines Dominikanerklosters gegen Gebühr zu besichtigen klingt irgendwie sehr fragwürdig!
Am Ende der Insel stehen die Festung Kamerlengo und der Rundturm Sveti Marko immer noch etwas verloren herum, wenn auch das ganze Areal heute grün und sauber ist und nicht mehr, wie bei unserem letzten Besuch vor vierzig Jahren, von einer sozialistischen Müllhalde umgeben ist.
Wir schlendern durch die Gassen Trogirs, die manchmal so schmal sind, dass man die Häuser rechts und links mit den Händen berühren kann. Am nördlichen Stadttor mustert der selige Stadtpatron Giovanni Orsini mit seinem Bischofsstab jeden der Ankömmlinge kritisch von oben herab. Bei den Touristen wird er sich vermutlich fragen, woher manche fremdländische Physiognomie wohl stammt. Besonders die dunkelhaarigen, kleinwüchsigen mit den bunten Hüten und Regenschirmchen (obwohl die Sonne vom blauen Himmel knallt), hat er früher noch nie gesehen!
Der Platz des Papstes
Linker Hand die Kathedrale des Hl. Lorenz mit dem weltberühmten Löwenportal, dem Glanzpunkt der Bildhauerkunst der Romanik in Kroatien. Oben die Weihnachtsgeschichte, links und rechts flankieren Eva und Adam die Schöpfung mit den Darstellungen der wichtigsten Arbeiten eines jeden Monats. Ein Jahresplan für die Gottesdienstbesucher zur Selbstkontrolle.
Rechter Hand der Cipiko Palast mit seinen gotischen Fenstern, vor uns der Marktplatz mit Uhrturm und reich geschmückter Stadtloggia, halblinks der Palast des Dogen, in dem heute eine Bank logiert, frei nach dem Motto „Geld regiert die Welt“.
Nachdem wir das bunte Treiben auf dem Platz eine zeitlang genossen haben, folgen wir der Gasse links hinten zwischen Rathaus und der Kirche Johannes des Täufers und kommen am Museum Kairos, dem Gott des günstigen Augenblicks vorbei (schöner Innenhof auch ohne Eintrittsgeld).
Ein paar Schritte weiter lernen wir Goga kennen, wie er rauchend zwischen Wäscheleinen mit bunten Hemden und Hosen über die Brüstung des kleinen Balkons vor seinem Appartment im ersten Stock lehnt.
Mit all den Blumentöpfen auf der Steintreppe, den Bilder seiner Frau Mimi auf der Staffelei und an der Wand und natürlich Goga‘s Palmenschiffchen auf dem kleinen Klapptisch unterm Balkon, ist dieser Winkel ganz bestimmt der romantischste in Trogirs Altstadt.
Er kommmt lächelnd die Treppe herab und erzählt seine Geschichte:
„Meine Freunden und ich haben aus dem Strunk abgestorbener Palmwedel kleine Segelschiffchen geschnitzt, wie schon unsere Großväter vor langer Zeit. Kurze bauchige, die auch gemeine Böen mit Bravour meistern und solche mit langem Rumpf, die auch zwei Masten tragen können und bei wenig Wind noch ordentlich Fahrt aufnehmen. Wir spielten die Seeschlacht von Lissa nach und ich musste immer die deutschen Schiffe befehligen“.
Heute, mehr als fünfzig Jahre später, lacht er lauthals über die Geschichte von damals:
„Ich der deutsche Admiral, ich kann heute noch kein Deutsch und außerdem wussten wir damals nicht, dass es die österreichischen Habsburger waren, die vor der dalmatinischen Insel Vis die italienische Flotte besiegten“.
Hier schließt sich der Kreis und wir tauchen aus der Vergangenheit auf, um jetzt ein rotes Palmenschiffchen zu erstehen. Anton wird sich freuen, damit im Teich zu Hause Admiral spielen zu können!