Diese Herbstwanderung führt auf historischen Spuren über Höhlen und Karstfelsen rings um Pottenstein, die während des letzten Weltkriegs zur Ausbildung der „Karstwehr“ genutzt wurden, vom Schöngrunder See über den Bernitz und die Rote Marter zur Himmelsleiter.
Hans Brand: Geologe, Höhlenforscher und SS-Standartenführer
Mit dem Reichsführer der Schutzstaffel und späteren Waffen-SS Heinrich Himmler vereinbarte er die Rekrutierung der SS-Karstwehr-Ausbildungskompanie Bernitz, die er mit einer Mannschaftsstärke von 600 Soldaten ab Oktober 1942 auch selbst kommandierte. Teil der Ausbildung war die Erschließung der Teufelshöhle, damit die Karstpioniere Schanzarbeiten im Karstgebirge unter realistischen Bedingungen erlernen konnten.
Das Barackenlager der Karstwehr
Die Landstraße, welcher wir zu Beginn etwa 200 Meter in südlicher Richtung folgen, wurde deshalb aus dem Talgrund an den Berghang verlegt. Der schmale Schotterweg, dem wir dann linker Hand unterhalb steiler Kalkfelsen folgen, ist die Zufahrtsstraße zum damaligen Barackenlager. Am Straßenrand sind auf den steinernen Begrenzungspfosten noch die eisernen Anker für die Holzbalken zu erkennen, die damals als Leitplanke dienten.
Oben, auf der Höhe des Bernitz angekommen, wo einst das Lager war, ist heute nur noch eine große Lichtung zu erkennen, auf der „in einem ungewöhnlichen Baum“ ein Geocache versteckt ist. Für den Bau der Baracken und Pferdeställe, der Straße auf den Bernitz sowie den künstlichen Schönbachsee wurden zahlreiche Zwangsarbeiter eingesetzt, die in Pottenstein untergebracht waren (mehr dazu in Wikipedia)
Die Himmelsleiter und die Hungersnot
Ein Stück weiter des Wegs duckt sich eine kleine Kapelle unter die schützenden Zweige einer weit ausladenden Eiche, die nicht nur durch ihr ungewöhnliches Steindach, sondern noch mehr durch das seltsame Fundament auffällt.
Vor langer, langer Zeit herrschte eine große Hungersnot in der fränkischen Schweiz und der reiche Bauer Hofmann beschloss auf der Roten Marter eine Christuskapelle zu errichten, um wie beim „Wunder der Speisung der Fünftausend“ um Brot für alle zu bitten. Dazu ließ er die Steine des Fundaments in Form großer, fränkischer Roggenbrote behauen und richtete einen Bittgottesdienst aus. Seit dieser Zeit hat im Pottensteiner Land jede Familie immer noch ein Stück vom letzten Brotlaib im Haus.
Das große Hasenloch
Aus jüngerer Zeit stammt die Sage, der das Hasenloch seinen Namen verdient:
„Es war ein sonniger Herbstsonntag wie dieser Tage und der Hans und der Matthias, zwei Buben aus Pottenstein schwänzten die Kirche. Damit sie keinem der Männer auf dem Weg zum Wirtshaus in die Arme liefen, schlichen sie durch das Löhrgäßchen und dann dem Lauf der Püttlach entlang in den Wald. Dort spielten sie Räuber und Gendarm bis sie plötzliche einen schneeweißen Hasen aufstöberten, der vor ihnen auf drei Beinen davon hopste und dabei einen Lauf nachzog. Da der dreibeinige Hase keine Haken schlagen konnte, jagten sie ihm hinterher und sahen ihn in der großen Höhle oben im Wald verschwinden.
‚Lass uns heimgehen‘ sagte Matthias und wollte zurück. Aber der Hans erwiderte: ‚Jetzt sitz er in der Falle, da drin kann er nicht entkommen, ich geh ihm nach‘!
Der Matthias wartete eine kleine Ewigkeit, aber der Hans kam nicht wieder. Also rannte er nach Hause und alarmierte die Väter im Wirtshaus zum Hufeisen. Alle machten sich auf, um den Hans zu suchen. Aber obwohl sie Fackeln und Seile mitgebracht hatten, konnten sie den Hans nicht mehr finden. Es war wohl der Höhlenpöpel, der die Jungen ins Verderben gelockt hatte. Seit dieser Zeit heißt die Höhle das Große Hasenloch.“
Wie viele Sagen hat auch diese eine Moral: Wer die Kirche schwänzt bekommt es mit dem Teufel zu tun (der dreibeinige Hase ist oft eine Erscheinungsform des Teufels) und wer in ein Höhle geht, der findet nicht mehr heraus, also Kinder bleibt zu Haus!
Der Brauereigasthof
Nach so viel Geistigem wird es Zeit für eine Einkehr. Wie die Altvorderen zur Kirchzeit, gehen wir in den Brauereigasthof „Hufeisen“, der mit selbst gebrautem Bier und Sonntagsbraten Leib und Seele zusammenhält. Vom Gastraum aus kann man die Sudkessel sehen und die Beschreibung, wie hier Bier gebraut wird, finden Sie unter den Dokumenten hier im Archiv.
Wem das noch alles nicht gruselig genug war, der sollte noch einen Blick ins Scharfrichtermuseum in der Hauptstraße werfen, wer noch Platz für einen Nachtisch hat, dem sei das Cafe „Wunderlich“ ans Herz gelegt und dort mein Lieblingsgebäck: Schuhsohle mit Sahne und Sauerkirschen zum Kaffee.