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Der Charme ist bei weitem nicht alles, was Opatija von der Österreich-ungarischen Monarchie an der, von der Sonne verwöhnten, Kvarner Bucht geblieben ist.
Winterquartier für Wiener

Angefangen hat das alles vor genau 170 Jahren, als ein sehr wohlhabender Patrizier aus Rijeka ein altes Landhaus auf einer kleinen Halbinsel mit Garten zur „Villa Angiolina“ ausbauen lies und mit allerlei exotischen Bäumen, Magnolien, Kamelien, Bougainville und Palmen einen kleinen Park mit verschlungenen Wegen anlegte.
Aber erst vierzig Jahre später, als die Eisenbahn-Aktiengesellschaft SÜDBAHN die Bahnstrecke Wien – Opatija eröffnete (nicht ohne dass vorher der Herr Direktor die Villa Angiolina gekauft hätte und die Aktiengesellschaft das Grandhotel QUARNERO erbaute), avancierte das bis dahin beschauliche Villenörtchen am Meer zum Winterquartier des Wiener Hofs und deshalb auch zur bevorzugten Bleibe des Geldadels.
Seine Hoheit, der fesche Kaiser Franz Josef war natürlich auch da, wenn auch nicht mit seiner Sissi, sondern dem Fräulein Katharina Schratt vom Ensemble des Wiener Burgtheaters. Auf dem Spazierweg des Kaisers, direkt oberhalb des Lungomare bummeln wir von unserer Frühstücksterrasse in Richtung Villa Angiolina.
Lungomare in Opatija
Ein Stück weiter die Uferpromenade, leuchtet die neoklassizistische Fassade des Grandhotel Kvarner im kaiserlichen Gelb. Die eckigen Säulen und Kapitelle des Hoteltrakts links stehen in seltsamen Gegensatz zum barock verspielten Anbau mit dem Festsaal auf der rechten Seite. Nur die Terrasse macht jetzt in der Nebensaison den Eindruck als Lagerplatz für die Sommermöbel zu dienen. Die Stühle auf den Tischen, die Sonnenschirme hängen wie die nassen Flügel der Kormorane an grauen, eisernen Galgen.
Die tanzende Bronzedame vor der Villa Amelia gleich daneben, lenkt etwas ab von der unter der neuen Farbe bröckelnden Fassade des einst prachtvollen Hotels, das heute auch zum Kvarner gehört. Dabei macht das Motto der Figur „Die Vorstellungskraft schafft die Wirklichkeit“ doch Mut, den Charme hinter der Fassade zu entdecken.
Die Blumenrabatten, das dunkle warme Grün der Kamelienbüsche und dazu im Kontrast das kaiserliche gelb-weiß der Villa Angiolina bringen die Urlaubslaune zurück. In der Villa und dem, im oberen Teil des Parks gelegenen Schweizer Haus sind Ausstellungen von Künstlern mit Bezug zu Opatija. Künftig soll dort das Stadtmuseum seinen Platz finden.
Touristenrummel
Nach ein paar hundert Metern entlang der Hauptstraße entfliehen wir dem Lärm der Stadt, dem Beat der Lounge-Bars, den Verkäufern der Allerweltsboutiquen von ‚Blanc de Nil‘ bis „Mare blu“ und retten uns wieder in den kleinen Park der Villa Angiolina zurück, um auf einer der Bänke ein paar Minuten Sonne zu genießen. Den zweiten Versuch an der Marschall Tito gewidmeten Chaussee zu bummeln beenden wir dann am kleinen St. Jakobspark, dem der Wasserbrunnen mit dem Sonnengott Helios und der Mondgöttin Selene eine heitere Stimmung verleiht. Sie tanzen beide im Kreis den Reigen des Lebens und deshalb wird es für uns immer wieder Tag und Nacht.
Die Abtei St. Jakob
Über dem Altar schwebt der Schutzpatron St. Jakob in einem Boot heran, die Kirche als Symbol unterm Arm, die anderen elf Apostel wie auf der Europaflagge als Sterne um ihn herum drapiert – die zwölf als Ausdruck der Vollkommenheit. Das Halbrund der Apsis mit dem Chorgestühl ist im Dämmerlicht kaum zu erkennen, das goldene Tabernakel mit dem Allerheiligsten glänzt dafür umso mehr im sanften Licht einer Kerze.
Menu mit Meerblick
Viel praktischer gelegen wäre der Campingplatz hier in Opatija, aber den kann man nicht einmal abgebrühten Backpackern empfehlen. Die Hoteliers im Stadtrat sind damit sicher sehr zufrieden. Wir würden ja auch die fünf Sterne des Hotel Milenij nehmen, wenn unser traumhaftes WoMo nicht selbst „Stellina“ hieße.
Hier findet man den Plan zum Park Angiolina zum download und hier einen interaktiven Kurzführer zu den Sehenswürdigkeiten Opatijas