Wandern an der Küste der Belle-Île-en-Mer bietet atemberaubende Ausblicke auf die vom Atlantik umtosten Klippen, Buchten mit herrlichen Sandstrand zum Baden und Geschichten aus der bewegten Vergangenheit.
Strandtag auf der Belle-Île-en-Mer
Heute Morgen war dann der bei Ebbe schier unendliche Strand zu verlockend, wir mussten einfach spazieren gehen, Muscheln sammeln und der Dame mit dem kleinen Hund beim Baden zusehen. Die Bretonen sind hart im Nehmen – uns sind 14° Grad Atlantik ohne stundenlanges Sonnenbaden denn doch zu kalt.
Ganz hinten, bei dem alten Bunker des Atlantikwalls, hat die Ebbe tolle Felsen mit Tang und Muscheln, Algen und Krabben besiedelt, zurück gelassen. Hier tauchen wir in eine sonst verborgene Welt ein, die nach Meer schmeckt und ein wenig nach Fisch riecht. Beide Hände voll mit Muscheln unterschiedlichster Formen und Farben kommen wir zum Wohnmobil zurück und stellen fest, jetzt wird es höchste Zeit nach Port Andro, unserer nächsten Station aufzubrechen.
Die Küstenwanderung bei Locmaria
Wir starten am Strand von Port Andro, an dem einige Sonnenanbeter sich aufwärmen. Wir sind fasziniert vom tollen Ausblick, den man von dem in die Felsen gesprengten Weg um die alte Festung auf Strand, Klippen und Meer hat. Plötzlich endet der Weg aber an einer unüberwindlichen Klippe. Ein netter junger Mann, der im Garten der Festung mit seinen Freunden grillt, erklärt uns, wo der Wanderweg ein Stück weiter oben an der Straße tatsächlich beginnt. Unser Wanderführer stammt doch noch aus dem letzten Jahrtausend. Also zurück, dem Sandweg durch das niedrige Tunnel mit tief eingezogenen Köpfen folgen und oben am Restaurant nach links!
Nach wenigen Minuten geht der berühmte Grand Randonné GR34 links ab und durch hohen Farn und über gelb blühende, mit lila Heidekraut durchsetzte Ginsterhänge hoch über dem tosenden Meer Richtung Süden, der Sonne entgegen. Der Weg geht steil hoch und immer wieder in romantische Buchten hinunter, auf der anderen Seite sieht man dann immer schon den neuen Anstieg auf steinigen Pfaden.
Nach einer guten Stunde wendet sich der Pfad landeinwärts, einer zur Villa umgebauten, weiß gestrichenen alten Festung zu. Das muss Port Maria sein! Dort unten hat das niedrige Wasser einen langen, goldgelben Sandstrand freigegeben, in dem die Feriengäste aus Locmaria schwimmen und planschen. Zum Ort oben über den Klippen sind es nur wenige hundert Meter und entsprechend beliebt ist der kleine Strand. Ganz anders Port Blanc, eine Viertelstunde weiter, eine vor den Wellen geschützte Bucht, mit herrlich breitem Strand, auf dem nur eine Mutter mit ihren Kindern Ball spielt. Überraschend ist der großzügige Parkplatz, der auch für Wohnmobile genügend Platz bietet und jetzt im Juni praktisch leer ist. Ein idealer Badeplatz und zum Übernachten!
Auf dem letzten Stück des Küstenwegs pflücken wir noch einen bunten Strauß Wicken, die einem Berg Gartenabfall überwuchern, damit wollen wir uns die nächsten Tage im Wohnmobil noch an diese herrliche Wanderung erinnern.
Am Ponte du Skeul, dem Ziel unserer Wanderung angekommen, liegt der weite Atlantik vor uns. Eine kleine Tafel erinnert an zwei Fischer, deren Boot vor wenigen Jahren hier an den Klippen zerschellt ist und welche Opfer der rauhen Seite des Ozeans wurden. Ein paar Schritte weiter lassen drei Bretonen Modellflugzeuge im Aufwind der Klippen mir den Möwen um die Wette segeln. Inzwischen haben sich die Wolken vor die Sonne geschoben, es weht ein eiskalter Wind über die Klippen.
Der Rückweg über schmale Fahrwege ist lang und zäh – das nächste Mal deponieren wir die Fahrräder am Ziel und radeln zurück!
Die heilige Jungfrau vom verdrehten Holz
Dass die Insel und vor allem die auf ihr vorhandenen Süßwasserquellen ein Objekt der Begierde für viele seefahrenden Nationen war, davon erzählt uns Yannik in der Bar gegenüber bei einem Bier von der Legende über die Schutzpatronin der Kirche.
„Ein Schiff protestantischer Holländer wurde von den mächtigen Brechern des Atlantiks manövrierunfähig an die Küste bei Port Maria geworfen, nachdem der Mast in einem schweren Sturm gebrochen war.
Zu der Zeit breitete eine zur Kirche gehörende, riesige Feldulme ihre mächtigen Zweige schützend über dem Heiligtum aus. Der Steuermann der ungläubigen Holländer, der mit einigen Matrosen ausgesandt wurde um Ersatz für ihren gebrochenen Schiffsmast zu organisieren, fällte den schönen Baum trotz des empörten Protests der Gläubigen.
Sie sollten von ihrem Frevel jedoch keinen Nutzen haben, denn der große Baum verdrehte sich im Sturz derart, dass er als Mast nicht zu gebrauchen war. Dieses Wunder schrieben die Gläubigen von Locmaria ihrer himmlischen Schutzpatronin zu und es inspirierte sie dazu, der Kirche den Titel der „Heiligen Jungfrau vom verdrehten Holz“ zu geben, den die Kirche noch heute trägt.“