Glänzende Kerzenlichter werfen einen warmen Schein auf die Jahrhunderte alten Sandsteinmauern des Schmiedlhofs. Der riesige Tannenbaum steht inmitten eines bunten Reigens adventlich geschmückter Holzstände mit ziegelroten Stoffdächern, dunkelgrünen Kieferzweigen und tausender, winziger Lichter. An den Stehbrettern, die den Weihnachtsbaum wie ein Gatter umgeben, wärmen sich die Nachbarn ihre kalten Hände an den heißen Tassen mit Glühwein und knabbern genüsslich an Süßem.
Ich erinnere mich noch gut , wie ich selbst vor einigen Jahren hier als St. Martin im purpurroten, mit weißer Watte verbrämten Rock des Pelzmärtel, mit meiner sibirischen Wolfsmütze und dicken Stiefeln gegen die Kälte gewappnet, umringt von Dutzenden von Kindern, den Weihnachtsmarkt eröffnen durfte. Kaum jemand weis noch, dass die Frauen vom Schmiedlhof vor vielen Jahren die Holzbänke aus der alten Grundschule zu Marktständen umgebaut haben, um einen Wohltätigkeitsmarkt ins Leben zu rufen. Fast jeder der ortsansässigen Vereine trägt zum Gelingen bei. Da wird schon monatelang vorher gestrickt und gehäkelt, geschnitzt und gesägt, geklebt und lackiert, um all die Mützen und Handschuhe, Kerzen, Gestecke und Adventskränze, Weihnachtsmänner und Stoffpuppen zu basteln und am großen Tag alles feilbieten zu können. Ein Teil des Erlöses fliesst dann sozialen Einrichtungen zu.
Die Flaschenbatterie mit Selbstgebranntem gleich davor ist eher für die Väter gedacht, die dort den ganzen Obstgarten der fränkischen Schweiz in kleine Flaschen gefüllt mit nach Hause nehmen können. Ein paar Schritte weiter sitzt ein Harlekin mit Tränen an den Wimpern in einem Weidenkorb, umringt von gehäkelten, weißen Eisbären.
Anton ist fest davon überzeugt, dass einer der Eisbären den armen Clown geärgert haben muss und will ihn trösten. Erst als die nette Oma hinter dem Stand ihm eine kleine Taschenlampe gibt, damit er sich im Halbdunkel der frühen Dämmerung überzeugen kann, dass dem kleinen Kerl nichts fehlt, können wir weiter gehen.
Doch halt, nicht bei den Bratwürsten anstellen, dahinten hat er Mama entdeckt, die für den Kindergarten Popcorn röstet und verkauft. Da brauchen wir unbedingt auch eine Tüte!
Jetzt können wir in der Scheune die vielen kleinen Weihnachtsmänner mit ihrem Wattebart und die goldenen Engel mit ihren Federflügeln bewundern. Inzwischen hat Oma eine hellgrüne Strickmütze mit Fellbommel entdeckt und probiert sie gerade vor dem Spiegel. Keck wie bei einem frechen Mädchen spitzen ihr blonder Pony und die kurzen Fransen unter der Mütze hervor. Fesche Oma!
Dahinten, ganz am Ende beim Ziegenstall, dreht sich ein Kinderkarusell mit einem Schimmel ganz wie früher unterm Lichterkranz des wunderbar bemalten Holzhimmels. Da ist ein Hallo und Gejuchze, wenn die Kinder einen Platz ergattert haben. Was kann es schöneres geben, als auf einem weißen Pferd durch die Welt zu reiten?
„Zwaa im Weckla!“ findet der Papa, dem die Kälte langsam durch die Schuhsolen kriecht. Also anstellen und geduldig warten, bis er endlich am Bratwurststand ankommt. Da sind gerade noch die zwei letzten Nürnberger auf dem Grill – doch was passiert jetzt? „Dei senn für miech!“ gibt ihm die silberhaarige Bratwurstfee Bescheid – Aus der Traum!
Die Botschaft des heiligen St.Martin, der seinen Mantel mit dem frierenden Bettler geteilt hat, ist am Bratwurststand noch nicht angekommen. Aber die Adventszeit beginnt ja auch erst !
One thought on “Weihnachtsmarkt im Schmiedlhof”
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Sehr schöner Artikel, genauso schön wie der lustige Nachmittag mit Euch!
Vielen Dank für die Erinnerung.