Ein ausgedehnter Spaziergang auf den Spuren Balthasar Neumanns rund um Gößweinstein ist als Alternative zu einer Wallfahrt auch als Sonntagsausflug für Spätaufsteher geeignet.
Wie alles begann
In Betzenstein, zehn Meilen südwestlich hat die Reformation Einzug gehalten und das Gnadenbild war in der Wallfahrtskirche in Hüll nicht mehr sicher vor übereifrigen Bilderstürmern. Ob der Bischof das Schnitzwerk von den Reformierten gekauft hat oder es aus seiner Kirche einfach entführen hat lassen, war dem Kutscher Jacke wie Hose – er wollte, dass die sturen Ochsen endlich weiter gingen.
Also ein zweites Gespann vorspannen, Peitsche schwingen und auf geht’s – aber da ist nichts zu machen! Abergläubisch wie die Menschen nicht nur damals waren, deuteten der Wirt von der Post und der Pfarrer das als Zeichen, dass das Gnadenbild hier in der Kirche der Schlüsselberger bleiben wollte.
Die Wallfahrt
Im dreißigjährigen Krieg war die Not groß und der Tod nah. Die Wallfahrten nahmen insbesondere zu den Feiertagen so zu, dass im Jahr 1624 ein solches Gedränge in der kleinen Kirche herrschte, dass die Wallfahrer den Taufstein umstießen.
Die Basilika
Sein Neffe und Nachfolger Friedrich Carl von Schönborn, der für ihn als Diplomat tätig war und in Wien als Reichsvizekanzler für Kaiser Joseph I. die Geheime Hofkanzlei führte, wurde nicht nur Bischof von Bamberg und wenig später auch Bischof von Würzburg, sondern erbte auch große Besitztümer im Königreich Ungarn.
Da er gerade von Balthasar Neumann die fürstbischöfliche Residenz in Würzburg erbauen ließ, lehnte er die von Dientzenhofer schon viele Jahre vorher ausgefertigten Pläne für eine Basilika in Gößweinstein ab und beauftragte Neumann mit der Errichtung einer großen, barocken Basilika mit einem Hochaltar von Johann Jakob Michael Küchel, der das Gnadenbild in den Mittelpunkt stellte.
Die Heiligste Dreifaltigkeit
Entgegen dem Augenschein steht in der theologischen Aussage aber nicht Maria im Mittelpunkt der Betrachtung, sondern die Wesenheit Gottes verkörpert in drei Personen. Die fugenlose Gestaltung der Figuren aus Lindenholz symbolisiert die unauflösliche Einheit dieser Dreieinigkeit. Die Taube wurde erst Jahrzehnte später hinzugefügt und dokumentiert den Wandel, den die Interpretation des Wesens der Dreifaltigkeit im Laufe der Jahrhunderte.
Die Dreiecksform des Altars und die Architektur des Gotteshauses sind Hinweise auf die namensgebende Dreifaltigkeit: Drei Stockwerke und drei Fensterachsen in der Fassade, mit dem Dachreiter drei Türme und drei mal drei Altäre in der Kleeblattförmigen Basilica.
Rund um Gößweinstein

Im Downloadbereich findet man eine ausführlichere Beschreibung des Rundweges. Wir kehren zwischendurch beim Gasthof „Zur Post“ ein, der fränkische Küche auf hohem Niveau, appetitliche hergerichtet zu fairen Preisen bietet – sehr empfehlenswert!
