Die Coburger Altstadt bietet vom ältesten, original erhaltenen Fachwerkshaus von 1333 über die steinerne Kemenate aus dem 12. Jhdt., Schlösser und Paläste, beeindruckende Plätze, Denkmäler und Brunnen bis zu gemütlichen Cafés und Gasthäusern – alles was so einen Stadtbummel spannend macht.
Wir schlendern durch den Regierungssitz eines unabhängigen Herzogtums früherer Jahrhunderte, dessen Herrschergeschlecht Stammvater oder Mutter vieler Königshäuser wurde. Hier wurde durch Heiratspolitik schon früh Europäische Geschichte auf friedlichem Weg geschrieben.
In unserem Rücken sind altes und neues Rathaus, gegenüber das Stadthaus mit Giebeln, die von zahlreichen, Fahnen tragenden Figuren besetzt sind. Bemerkenswert sind die doppelstöckigen sogenannten Coburger Giebel an den Ecken, deren Sockel mit Wappen und den Ikonen von Gerechtigkeit und Treue geschmückt sind.
Wir genießen die warmen Sonnenstrahlen in der kühlen Frühlingsluft und duftenden Kaffee mit Coburger Mohrenköpfen auf der Terrasse vom Kaffehaus vor der Hofapotheke. Unser Blick schweift hinüber zum Stadttor durch das schon Martin Luther und Friedrich Rückert die Altstadt betraten.
Wir schlendern durch die Passage im Stadthaus und dann über den Oberen Bürglaß bis zum Rosenauschlösschen am Rittersteich, dem ältesten Privathaus von 1435. Vom einstigen Wasserschloss zeugt noch ein kleiner Teich, an dem bereits die Magnolien in voller Blüte stehen. Leider darf auf dem Parkplatz davor nur von Nachmittags um fünf Uhr bis in die frühen Morgenstunden geparkt werden, sonst wäre das ein passabler Übernachtungsplatz für Wohnmobile, die in Coburg leider noch ziemlich stiefmütterlich behandelt werden.
Da er kinderlos blieb, wurde 1905 ein Enkel Prinz Alberts sein Nachfolger, der Duke of Albany Charles Edward. Dessen Vater, Prinz Albert von Edinburg hatte seinen Wohnsitz bereits zeitweise im Palais Edinburg, das zu unseren Füßen rechter Hand am Schlossplatz neben dem Landestheater liegt. Im Theater wird morgen ein Musical gegeben, zu dem aber nur noch vereinzelte Plätze frei sind. Schade, eine Stunde vor Vorstellungsbeginn darf man nämlich sogar auf dem Schlossplatz parken, was den Damen einen Fußmarsch auf Kopfsteinpflaster quer durch die Coburger Altstadt erspart.
Mitten auf dem Schlossplatz, vor dem neugotischen Schloss Ehrenburg zu unserer Linken, steht das Denkmal von Herzog Ernst I. Er ist der Gründer des Herzoglichen Hoftheaters, für das damals nur 8.000 Einwohner zählende Coburg und der Erneuerer von Schloss Ehrenburg. Außen mit einer neugotischen Fassade modernisiert, innen im Stil des französischen Hofs mit edlen Möbeln und Pariser Tapeten ausstaffiert sowie mit repräsentativen Leuchtern und prunkvollen Uhren bestückt.
Wer nach soviel Kultur Appetit und Durst verspürt, ist in der LORELEY am richtigen Platz. Eine der ältesten Gaststätten Coburgs wurde nach vorbildlicher Restaurierung erst vor wenigen Jahren wieder eröffnet und zeichnet sich durch herzhafte und leichte fränkische Küche aus. Spannend sind die vielen Geschichten von Künstlern, Burschen und Stammtischstreichen:
Legendärer Stammgast der „Lore“ war Karl Freiherr von Roepert, Gardeleutnant a. D. und Ritter des Eisernen Kreuzes von 1870/71, ein Mann von großem Humor und noch größeren Schulden. Wie man erzählte, soll Moltke im deutsch-französischen Krieg vor jeder Schlacht gefragt haben: „Ist der Roeperts Karl da?“ Kam dann die Antwort „Ja“, sagte der Feldherr: „Dann kann‘s losgehen!“ Eines Tages erzählten Gäste in der „Lore“, dass sich ein Herr wegen seiner Schulden erschießen wollte. Worauf Karl lakonisch bemerkte: „Wenn ich mich wegen meiner Schulden erschießen wollte, käme ich das ganze Jahr nicht aus dem Pulverdampf heraus.“ Ein andermal rechnete er seinen Stammtischfreunden vor, wenn er noch alle seine Schulden bezahlen wollte, müsste er noch 6646 Jahre leben. Ein ebenso verschuldeter Baron sprach ihn eines Tages an: „Wenn er nur wüsste, wie er sich unkenntlich machen könnte, damit er auch einmal zum Fastnachtstrubel in der Spitalgasse gehen könnte.“ Auch dafür wusste Karl Rat: „Du, wir borgen uns beide einen Hundertmarkschein und tragen den in der Hand. Da kennt uns kein Mensch!“
(Louis Walter: Aus der Geschichte der Coburger Loreley, A. Roßteutscher, Buch und Steindruckerei Coburg 1920)
Das Grabdenkmal im Chor zeigt die betende herzogliche Familie, die in der Gruft unter dem Chor beigesetzt wurden. In der Mitte kniet Herzog Johann Friedrich II., ihm gegenüber seine erste Ehefrau, Agnes von Hessen, und die zweite, Elisabeth von der Pfalz. Hinter dem Herzog sind seine beiden im Kindesalter verstorbenen ältesten Söhne Johann Friedrich und Friedrich Heinrich sowie als Erwachsene Johann Casimir und sein jüngerer Bruder Johann Ernst dargestellt. Das mittlere Relief darüber zeigt die Überführung der Gebeine des Patriarchen Josef, der von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft wurde, beim Auszug des Volk Israel ins gelobte Land Kanaan.
Schade, dass wir Sonntagabend das Konzert in der Kirche versäumt haben. Vielleicht planen Sie besser?