Naturbelassene, zumindest außerhalb der Hauptsaison einsame Sandstrände zum Schwimmen, romantische Buchten zum Baden, der harzige Duft der Pinien in der leichten Meeresbrise, das leise Plätschern der Wellen, Ruinen einer befestigten, iberischen Siedlung aus vorchristlicher Zeit – davon träumen wir, wenn wir an die Costa Brava denken.
Die Realität der Urlaubersiedlungen und Hotelstrände sieht aber anders aus: Hochhäuser bis an den Strand, Lärm von Motorbooten und Jetskis, regulierte Liegen–Sonnenschirm Kolonnen und tausende andere Urlauber: Man spricht deutsch!
Aber es gibt sie, diese ursprüngliche Schönheit, die wir in keinem der einschlägigen Reiseführer, sondern bei einer Wanderung auf dem Fernwanderweg „Gran Recorrido 92“ entdeckt haben. Nördlich von Palamos liegt der unverbaute Platja del Castell, der seinen Namen von der 2.600 Jahre alten befestigten Stadt der Iberer hat, deren Mauerreste gleich daneben, auf einer mit Pinien bewachsenen Halbinsel, ausgegraben wurden (Informationen zur Anfahrt finden Sie im PDF der Wanderung).
Wir beginnen unsere Küstenwanderung direkt hinter dem weißen Häuschen, das sich am nördlichen Ende des Strandes an die Felsen schmiegt. Wir steigen ein paar Meter zu einer Tafel des Archäologischen Museums von Katalonien hinauf, auf der eine Abbildung iberischer Glyphen ist, die an kyprische Inschriften auf Zypern erinnern und bis heute nicht entschlüsselt wurden.
Bei Ausgrabungen auf dem Kap Sa Copertera wurden Ende des zweiten Weltkrieges die Ruinen einer befestigten Siedlung entdeckt, deren Wohnbauten terrassenförmig um den Hügel herum verliefen.
Auf dem großen, ummauerten Platz sind noch die in den Felsen gegrabenen Silos zu erkennen, in denen die Bewohner ihr Korn aufbewahrten. Auf dem Gipfel des Hügels war die Akropolis, hinter deren schützenden Mauern noch die Zisternen für das Süßwasser zu finden sind. Die Siedlung wurde bereits im ersten Jahrhundert wieder verlassen, da die römische Okkupation Spaniens sichere Verhältnisse geschaffen hatte (Erläuterungen zum Oppidum finden Sie im Archiv).
Genießen Sie den Ausblick auf den Strand im Süden und die versteckte Bucht im Norden, in deren Felshöhlen schon die Iberer ihre Boote vor den Wellen geschützt haben.
Unser Weg führt dicht oberhalb des Felsabbruchs entlang und kurz nachdem wir zu unserer Linken eine kleine Höhle passieren, tut sich vor uns ein großartiges Panorama auf. In der Ferne der Pinien bewachsene Punta dels Canyers, den wir später überqueren werden und ganz im Hintergrund die Inseln Formigues.
Zuerst geht es steil hinab und im Frühjahr dann durch blühende Mimosensträucher zur kleinen Zufahrtsstraße der wenigen Ferienhäuser. Der alte Küstenweg würd hier vom Meer an der Steilküste weggespült, so dass wir am Parkplatz den zwischen zwei Zäunen ans Meer führenden Weg nehmen, bis dieser schließlich auf der sandigen Cala Estreca durch den weichen Sand am Strand entlangführt. Hier kann man selbst am Wochenende fast allein baden. Wie man der nahtlosen Bräune der Spanier entnehmen kann, ist dies ein Geheimtipp für textilfreies Baden.
Wir probten schuhloses Wandern, weil im März das Meer bis an die Felsen gischtet. Belohnt wurden wir am Cap de Planes mir einer fantastischen Sicht auf die Küste. Im Norden Calella de Palafraguell und jetzt im Süden die Felseninseln Formigues mit ihrem winzigen Leuchtturm.
Ein Stück weiter versperrt uns scheinbar ein unüberwindlicher Felsbrocken den Weg, dessen Ausläufer von gischtenten Wellen umtost sind. Und jetzt? Ein paar Schritte darauf zu und es tut sich mitten im Fels ein Tunnel auf, auf dessen anderer Seite wir die Cala del Crit entdecken. Auf Catalan heißt dieser Schlupfloch „El Trau“, was bedeutet „ich ziehe durch“.
Bei den Bootshäuschen in der Cala Crit auf der anderen Seite gehen wir zunächst ein paar Treppen, später einen Waldweg steil aufwärts, bis wir nach einer halben Stunde schwer schnaufend den rot/weiß markierten Wanderweg erreichen. Diesem wunderschönen Waldweg folgen wir auf dem Höhenrücken nach Süden, immer mit fantastischen Ausblicken auf Land und Meer.
Nach einer guten Stunde sind wir dann wieder am Sandstrand des Platja del Castell, wo uns ein Kaffee wieder munter macht. Ein abschließendes Bad im Meer – noch ganz schön kalt! – und wir fahren wieder heim nach Mas Nou.