- Garachico – ein Ort mit Geschichten
- Die schwarze Wüste am Monte Chinyero
- Durch die wilde Mascaschlucht
- Der kanarische Bauernmarkt
Garachico, die kleine, historische Stadt in Teneriffas Norden hat in den paar Jahrhunderten seiner Existenz seit der spanischen Kolonialzeit viel erlebt und gelitten: Aufbau und Gründung, Mord und Totschlag, Sintflut und Vulkanausbruch, von den kleinen Tragödien unseres menschlichen Zusammenlebens ganz zu schweigen.
Die Gründung Garachicos
Schwer verwundet retteten sich de Lugo und ein paar Dutzend Söldner auf die Schiffe, um nach Gran Canaria zurück zu segeln, das zehn Jahre vorher erobert worden war.
Cristóbal de Ponte, ein reicher Kaufmann in Genua, war einer der wichtigsten Geldgeber, die De Lugos Eroberung finanzierten und die Mittel zur Verfügung stellten, mit denen ein gutes Jahr später die Streitmacht der Guanchen im Feuer der spanischen Musketen und unter den Hufen der gepanzerten Reiter vernichtet wurde.
Diese Massaker waren die Geburtsstunde des Hafenstädtchens Garachico im Nordwesten Teneriffas. Der Konquistador De Lugo tilgt seine Schulden, indem er die übriggebliebenen Guanchen in die Sklaverei verkauft und die nördlich des Vulkan Teide gelegenen Ländereien seinem Geldgeber Cristóbal de Ponte überschreibt.
Der natürliche Hafen beim heutigen Garachico ist für den genuesischen Kaufmann der ideale Stützpunkt. Mit Hilfe der versklavten Guanchen legt er riesige Felder mit Zuckerrohr an, fällt die Wälder am Hang des Vulkans, um sie in den Zuckerküchen zu verheizen und baut für sich und seine künftige Frau Ana de Vergara – einer Schwester des Konquistador Pedro de Vergara – ein feudales Herrschaftsheim, das heute noch als exklusives Hotel „El Patio“ von den De Pontes geführt wird.
Sintflut und Vulkanausbruch
Das Zuckerrohr wurde zur dieser Zeit schon lange in den Kolonien angebaut, aber der in Icod de los Vinos angebaute Malvasia Wein hat den Zucker abgelöst. Er wurde bis nach England verschifft und bescherte den Handelshäusern in Garachico Wohlstand und Reichtum. Bis der Vulkan ausbrach:
„In der Nacht vom 5. Mai 1706 vernahm man ein unterirdisches Getöse, das einem Sturm glich und die See zog sich vom Ufer zurück. Als der anbrechende Tag über diese Naturerscheinung Aufschluss gab, wurde man gewahr, dass der Pico de la Teide mit einer roten, grässlich anzusehenden Dampfwolke umgeben war. Die Luft war brennend heiß und ein starker Schwefelgestank nahm Mensch und Tier den Atem.
Plötzlich erfolgte eine heftige Erschütterung; die Erde tat sich auf; es ergossen sich Lavaströme aus dem Krater und stürzten sich auf die gegen Nordwesten liegenden Ebenen hinab. Die Stadt, welche halb in der Erde versank, halb von der ausgeworfenen Lava bedeckt worden war, wurde völlig unsichtbar“. (Bory de St. Vincent, S. 333).
Der Hafen und viele Handelsschiffe wurden von den glühenden Massen begraben. Noch heute ist das alte Hafentor viele Meter in einem tiefen Loch und wird nur vom Denkmal des Gründers Cristóbal de Ponte Überragt. (siehe Stadtrundgang).
Die Kaufleute verlegten ihre Häuser nach Orotava und bauten dessen Hafen zum heutigen Puerto de la Cruz aus. Garachico wurde wieder aufgebaut, erlangte aber zum Glück keine Bedeutung mehr, denn heute ist es fast noch wie vor dreihundert Jahren erhalten Orotava erblühte vom Bauernnest auf den Hügeln zur Handelsstadt der Neuzeit, aber im Stil der alten Handelshäuser.
Die Lavaströme schufen Meerwasserbecken in Garachico, die heute neben der romantischen Altstadt ein der Attraktionen für die Touristen sind – außer der Atlantik schickt mal wieder hohe Wellen über die Mauern und die rote Fahne weht am Mast: Badeverbot!